"Die mutmaßlichen Taten und die abermals dokumentierte Vertuschungsstrategie der Kirche zerstören Reste an Vertrauen", erklärte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp am Montag in Berlin.
"Wieder entsteht der Eindruck, dass nicht die Betroffenen, sondern die Täter geschützt wurden."
Vorwürfe gegen Hengsbach öffentlich gemacht
Die Bistümer Essen und Paderborn hatten vorige Woche die Vorwürfe gegen den Kardinal öffentlich gemacht. Danach beschuldigte eine Person im Oktober 2022 den Bischof. Eine weitere Anschuldigung von 2011 bezieht sich auf Hengsbachs (1910-1991) Zeit als Weihbischof in Paderborn.
Eine Frau wirft ihm und dessen Bruder Paul, ebenfalls Priester, vor, sie 1954 als 16-Jährige missbraucht zu haben. Das Erzbistum Paderborn und der Vatikan stuften den Fall zunächst als nicht plausibel ein. Im Zuge der jüngsten Nachforschungen wurde die Anschuldigung noch einmal geprüft und als glaubwürdig bewertet.
Die Veröffentlichung führte zu erneuter Kritik am Aufklärungswillen der katholischen Kirche. Der aktuelle Bischof Franz-Josef Overbeck räumte am Freitag eigene Versäumnisse im Umgang mit der Causa Hengsbach ein. So habe er 2011 den von Rom als nicht plausibel eingestuften Fall als bearbeitet betrachtet und die damalige Missbrauchsbeauftragte des Bistums nicht informiert.
Früher Generalsekretär des ZdK
Stetter-Karp wies darauf hin, dass Hengsabch 1947 bis 1953 Generalsekretär des ZdK und danach bis 1968 dessen bischöflicher Generalassistent war. "Hengsbachs Tätigkeit für das ZdK in seinen frühen Jahren ist für uns Gegenstand der Recherche", so die Präsidentin.
Nach einer ersten Überprüfung des ZdK-Archivs seien keine Hinweise gefunden worden, dass das Katholikenkomitee wegen Missbrauchsvorwürfen rund um Hengsbach kontaktiert wurde. Das ZdK unterstützte die Bitte der Bistümer an mögliche Betroffene, sich zu melden. Inzwischen haben sich laut Overbeck weitere Betroffene gemeldet.