Papst fordert von Europa Umdenken in Sachen Migration

"Mosaik der Zivilisation und der Hoffnung"

Franziskus hat seine Forderung nach einer neuen Migrationspolitik in Europa bekräftigt. Bei der Generalaudienz sagte er, das Mittelmeer verbinde Menschen, Kulturen und Religionen. Zugleich ermahnte er Polen wegen der Ukraine.

Papst Franziskus winkt bei seiner Ankunft zur wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz am 27.09.2023, Vatikanstadt. / © Riccardo De Luca/AP (dpa)
Papst Franziskus winkt bei seiner Ankunft zur wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz am 27.09.2023, Vatikanstadt. / © Riccardo De Luca/AP ( dpa )

Es dürfe weder zu einem Grab noch zu einem Ort der Konflikte werden. Rückblickend auf seine Reise nach Marseille am Wochenende forderte das Kirchenoberhaupt am Mittwoch abermals ein gerechtes und friedliches menschliches Zusammenleben.

Papst Franziskus erhält eine Rettungsweste als Geschenk beim Treffen mit Mitgliedern verschiedener Organisationen, die sich für die Unterstützung und Rettung von Migranten im Mittelmeer einsetzen, am 23. September 2023 im französischen Marseille / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus erhält eine Rettungsweste als Geschenk beim Treffen mit Mitgliedern verschiedener Organisationen, die sich für die Unterstützung und Rettung von Migranten im Mittelmeer einsetzen, am 23. September 2023 im französischen Marseille / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Dazu gehöre auch, dass Menschen selbst über Auswandern oder Bleiben entscheiden könnten. Politik und Gesellschaft sollten sich dafür einsetzen, dass alle in ihrem Herkunftsland in Frieden, Sicherheit und Wohlstand leben könnten. Für jene, die auswanderten, müssten Strukturen für eine sichere Einreise und anschließende Integration geschaffen werden.

Letztere sei aber nur möglich, wenn die eigene Jugend in Europa eine Perspektive habe. Nur dann werde es zu einem offenen, gewinnbringenden Austausch mit anderen Menschen kommen, so Franziskus. Die Mittelmeer-Region müsse wieder zu dem werden, wozu sie schon immer berufen gewesen sei: ein Mosaik der Zivilisation und der Hoffnung.

Kardinal Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille, spricht am 23. September 2023 in Marseille / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Kardinal Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille, spricht am 23. September 2023 in Marseille / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Außerdem lobte Papst Franziskus die Gastgeber seiner Marseille-Reise vom Wochenende. Erneut hob er dabei die Rolle des Erzbischofs der Hafenstadt, Kardinal Jean-Marc Aveline, hervor.

Aufgrund seiner Nähe zu Franziskus handeln ihn einige Medien bereits als möglichen Papst-Nachfolger mit dem Namen Johannes XXIV. Franziskus dankte ferner dem französischen Präsidenten Emmanuel Marcron. Dessen Anwesenheit habe die Aufmerksamkeit ganz Frankreichs bezeugt.

Rückblick auf Reise

Bei dem Mittelmeer-Treffen in der französischen Hafenmetropole habe er europäische Leidenschaft und Enthusiasmus wiedergefunden, so der Papst. Junge Menschen, Kommunalpolitiker und Religionsführer aus allen Anrainerstaaten des Mittelmeers hatten dort über aktuelle Herausforderungen der Region beraten; Franziskus für eine neue Migrationspolitik geworben.

Die Reise am 22. und 23. September war kein offizieller Staatsbesuch.

Papst Franziskus und Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich; sowie seine Frau Brigitte Macron, im Palais du Pharo im französischen Marseille am 23. September 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus und Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich; sowie seine Frau Brigitte Macron, im Palais du Pharo im französischen Marseille am 23. September 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Präsident Macron und Franziskus trafen sich in Marseille zu einem etwa halbstündigen Gespräch. Zudem nahm der Präsident an zwei Veranstaltungen mit dem Papst teil. Besonders Macrons Anwesenheit bei der Stadionmesse am Samstag wurde kritisiert. Einige Linke sahen dadurch das Prinzip des französischen Laizismus gefährdet.

Ermahnung an Polen

Außerdem forderte Papst Franziskus die polnische Bevölkerung zu Solidarität mit den ukrainischen Nachbarn auf. "Denkt an eure Brüder und Schwestern in der Ukraine, die gezwungen sind, ihre vom Krieg zerrissene Heimat zu verlassen, und die in eurem Land Hilfe, Zuflucht und Wohlwollen suchen", mahnte Franziskus während der Generalaudienz. Er appellierte an die Polen, die Flüchtenden Willkommen zu heißen.

Zuvor war es zu politischen Spannungen zwischen beiden Staaten gekommen. Gründe waren ein polnischer Einfuhrstopp für Getreide aus der Ukraine und unklare Aussagen auf polnischer Seite über mögliche Beschränkungen von Waffenlieferungen an das von Russland angegriffene Land.

Laizismus in Frankreich

Artikel 1 der französischen Verfassung von 1958 legt fest: "Frankreich ist eine unteilbare, laizistische, demokratische und soziale Republik." Solche Bestimmungen finden sich auch in der chinesischen, mexikanischen und türkischen Verfassung, aber in Frankreich wird sie vergleichsweise strikt umgesetzt: Es hängen keine Kreuze in Schulen, Kopftücher in öffentlichen Gebäuden sind verboten. Es gibt keinen Religionsunterricht, keine theologischen Fakultäten, Vorsteher von Gemeinden oder auch Bischöfe werden nicht staatlich anerkannt.

Moderne Kirche in Frankreich / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Moderne Kirche in Frankreich / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )
Quelle:
KNA