Das sagte der US-Amerikaner Martin in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). Er selbst hoffe beispielsweise auf Änderungen beim Umgang mit Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten.
Zugleich verteidigte der Jesuit, einer der prominentesten Katholiken in seinem Heimatland, den weitgehenden Ausschluss der Presse von den Beratungen der Synode, die vom 4. bis 29. Oktober in Rom stattfinden.
"Mein Empfinden ist, dass ein wahres Urteilsvermögen nur dann entwickelt werden kann, wenn Gespräche offen sind. Das bedarf naturgemäß einer Vertraulichkeit."
Beschlussfassende Versammlung erstmal nicht in Sicht
Eine beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche werde es seiner Einschätzung nach vorerst nicht geben, fügte Martin hinzu. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand über ein drittes Vatikanisches Konzil nachdenkt. Keine Synode, keine Versammlung und kein Papst können alle Herausforderungen der Kirche anpacken."
"Aber ist es unvernünftig, zu glauben, dass eine Gruppe von engagierten Katholikinnen und Katholiken nicht dabei helfen kann, zumindest ein paar der Herausforderungen profund miteinander zu besprechen?"
Auf die Frage, wie die Kirche seiner Meinung nach ihre moralische Glaubwürdigkeit zurückgewinnen könne in Zeiten von Missbrauchsskandalen und stetig wachsenden Austrittszahlen, antwortete der Ordensmann: "Indem sie ihre Verbrechen und Sünden zugibt. Indem sie sich entschuldigt und entschädigt. Und indem sie das tut, was sie vor allem tun sollte: das Evangelium predigen. Die wichtigste Botschaft der Kirche ist kein Buch, kein Dokument oder ein irgendwie gearteter Text. Die wichtigste Botschaft ist eine Person: Jesus Christus."