Als Chef der vatikanischen Regierungszentrale ist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (68) in alle wichtigen Vorgänge der Weltkirche eingebunden.
Die "Nummer Zwei" des Vatikans
Seien es die kirchenfeindlichen Regierungsaktionen in Nicaragua, unerlaubte Bischofsweihen in China oder auch der Reformprozess "Synodaler Weg" in Deutschland – immer steht Parolin in vorderster Linie.
Als "Nummer Zwei" des Vatikans vertritt er den Papst zudem bei wichtigen Anlässen und auf Reisen.
Im Staatssekretariat empfängt er Staats- und Regierungschefs und koordiniert beispielsweise die aktuelle Friedensmission im Ukraine-Krieg.
Ein ausgebildeter und erfahrener Diplomat
Franziskus bestellte den als gemäßigt und kompetent geltenden Parolin kurz nach seiner Papstwahl zum vatikanischen Chefdiplomaten. Schon zuvor prägte der Norditaliener die Vatikan-Außenpolitik.
Zwischen 2002 und 2009 war er als Vize-Außenminister des Heiligen Stuhls Verhandlungsführer in Gesprächen mit Israel und Vietnam, suchte schon damals Kontakt zu Peking.
Parolin wurde an der päpstlichen Diplomatenakademie ausgebildet und arbeitete in den Botschaften des Heiligen Stuhls in Nigeria, Mexiko und Venezuela.
Vatikanischer Newcomer und diplomatischer Eisbrecher
Diplomatisches Geschick zeichnet auch Kardinal Matteo Zuppi (67) aus. Den gebürtigen Römer beauftragte der Papst mit seiner heiklen Friedensmission im Ukraine-Krieg.
In enger Zusammenarbeit mit Parolins Staatssekretariat führte der Nicht-Vatikan-Mann bereits Gespräche in Kiew, Washington, Moskau und Peking.
Zwar drang Zuppi nicht bis zu Kreml-Chef Wladimir Putin vor. Dafür sprach er mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. Ein Erfolg, waren doch die Beziehungen zwischen Rom und Moskau lange unterkühlt.
Bei der Gemeinschaft Sant'Egidio war Zuppi über Jahrzehnte zusammen mit deren Gründer Andrea Riccardi eine Art Chefdiplomat. Der Geistliche vermittelte zwischen Guerilla und Regime in Mosambik sowie in Algerien.
Wunsch-Nachfolger und Mann für brenzlige Angelegenheiten
Zur größten diplomatischen Leistung von Sant'Egidio zählen die Verhandlungen in Mosambik, die 1992 zum "Friedensabkommen von Rom" führten.
Dass Franziskus viel von Zuppi hält, zeigte sich schon vor der Ukraine-Mission. 2015 ernannte er ihn zum Erzbischof in der traditionell linken Industrie- und Universitätsstadt Bologna.
Und während die meisten Erzbischöfe in "Kardinalsmetropolen" wie Mailand, Turin oder Venedig vergebens auf die Kardinalswürde gewartet haben, erhielt sie Zuppi 2019.
Zum Vorsitzenden von Italiens Bischofskonferenz, die mit ihren mehr als 300 Mitgliedern weltweit zu den größten zählt, machte ihn der Papst 2022. Seither gilt Zuppi als möglicher Wunschnachfolger des Papstes aus Argentinien.
Einer der wichtigsten Geistlichen der bevorstehenden Synode
Viel Wert legt Franziskus auch auf die Meinung des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich (65). So machte er seinen Jesuitenmitbruder zu einem der wichtigsten Männer der bevorstehenden Weltsynode.
Der Kardinal koordiniert die Inhalte des mehrjährigen Großprojekts, bei dem es um neue Formen der Beratung und der Entscheidung in der Kirche geht.
2019 nahm Franziskus den Japan-Kenner ins Kardinalskollegium auf. Es folgte die Berufung in die Vatikanbehörden für interreligiösen Dialog sowie für Kultur und Bildung. Inzwischen sitzt Hollerich auch im wichtigsten Beratungsgremiums des Papstes, dem Kardinalsrat.
Japan-Experte und unermüdlicher Verteidiger des Papstes
Der Mann, der den Papst und die Synode unermüdlich verteidigt, bringt auch Verständnis für die Wege der Kirche im Nachbarland Deutschland auf.
Er wuchs nahe der deutschen Grenze auf und studierte in München und Frankfurt.
Der polyglotte Kardinal lebte später mehrere Jahre in Tokio und engagierte sich in der EU-Bischofskommission COMECE und dem Rat der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).
Chefdogmatiker und Papst-Ghostwriter
Wie Hollerich soll auch der künftige Kardinal Victor Fernandez (61) bereits an Textentwürfen für die Weltsynode mitgewirkt haben.
Der Theologe gilt als ein Ghostwriter von Franziskus, entwarf viele Texte des Papstes. Nun soll sich der Argentinier um die Bewahrung der katholischen Lehre kümmern.
Dabei zeigt sich der neue Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde grundsätzlich offen in vielen Reformfragen. In Interviews betonte er, dass er die Forderungen des Synodalen Wegs in Deutschland erst mal kennenlernen wolle.
Kommunikativ ähnelt er Franziskus, dem er auch theologisch nahe steht. In zahlreichen Gesprächen mit Journalisten in den vergangenen Monaten äußerte er sich freimütig, ebenso wie in Sozialen Netzwerken.