Kardinal Hollerich spricht über Spannungen in der Kirche

Die "Grammatik von Synodalität" erlernen

Beim ersten Arbeitstreffen der Welt-Bischofssynode im Vatikan sind Spannungen zwischen Konservativen und Reformfreudigen in der Kirche offen angesprochen worden. Das "Volk Gottes" gehe durch die Geschichte mit Jesus in seiner Mitte.

Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker (KNA)
Erzbischof Jean-Claude Kardinal Hollerich / © Sven Becker ( KNA )

Das sagte der Inhalte-Koordinator der Bischofssynode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, am Mittwochnachmittag in seiner Eröffnungsrede. "Es ist ganz normal, dass eine Gruppe rechts von Ihm geht, eine andere links von Ihm, während einige vorne weg gehen und andere zurückbleiben."

Wenn die rechte Gruppe zu Jesus blicke, müsse sie zwangsläufig auch die linke Gruppe sehen, die vordere sehe die hintere, und so weiter.

Die "Grammatik von Synodalität" erlernen

"In anderen Worten können die sogenannten Progressiven nicht auf Jesus schauen, ohne auch die sogenannten Konservativen mit ihm zu sehen und andersherum", erklärte der Luxemburger Erzbischof, der offiziell den Titel des "Generalrelators" der Synode hat. Wichtig sei jedoch nicht, welcher Gruppe man angehöre, sondern gemeinsam mit Jesus auf dem Weg zu sein.

Beginn der Weltsynode im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Beginn der Weltsynode im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )

Der Generalrelator rief die Synodenteilnehmer auf, die "Grammatik von Synodalität" zu erlernen. Diese Grammatik entwickle und verändere sich. Daher sei es hilfreich, die Zeichen der Zeit zu lesen. Dennoch gebe es einige grundlegende Regeln, die sich nie veränderten.

Für den Katholizismus nannte Hollerich hier unter anderem die aus der Taufe erwachsene Würde, die Rolle des Papstes für die Kirche, bischöfliche Kollegialität, das Weiheamt, das gemeinsame Priestertum der Gläubigen und ihre Wechselbeziehungen untereinander. "Mit diesen grundlegenden Elementen unserer katholischen Grammatik müssen wir einen Weg finden, um die neuen Einsichten auszudrücken, die der Heilige Geist uns schenkt."

Module Synodalität, Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe sowie einAbschlussmodul

In einem weiteren Wortbeitrag stellte Hollerich die erste Arbeitseinheit der Bischofssynode vor. Thematisch beschäftigen sich die rund 450 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in den kommenden Wochen mit insgesamt fünf Modulen: Synodalität, Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe sowie mit einem Abschlussmodul.

Die Teilnehmer der Eröffnungssitzung der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode schauen Papst Franziskus auf Monitoren zu / © Gregorio Borgia (dpa)
Die Teilnehmer der Eröffnungssitzung der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode schauen Papst Franziskus auf Monitoren zu / © Gregorio Borgia ( dpa )

Nach diesem soll es einen zusammenfassenden Bericht geben. Im Oktober 2024 kommen die Synodalen zu einer zweiten Bischofssynode im Vatikan zusammen. Erst dann werden sie über Vorschläge abstimmen, die sie dem Papst zur finalen Entscheidung vorlegen.

Die Bischofssynode ist ein zentraler Bestandteil der sogenannten Weltsynode über künftige Beratungs- und Entscheidungswege sowie einen neuen Umgang in der katholischen Kirche. Dabei geht es unter anderem um die Rolle von Frauen, den Umgang mit sexuellen Minderheiten sowie um die Stellung der Bischöfe.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA