Friedensnobelpreis geht an Iranerin Mohammadi

Internationale Zustimmung

Wegen ihres Einsatzes für unterdrückte Frauen im Iran sitzt Narges Mohammadi im Gefängnis. Dass sie den Friedensnobelpreis erhält, wirft ein erneutes Schlaglicht auf die Menschenrechtslage in dem muslimischen Land.

Autor/in:
Christoph Schmidt und Alexander Pitz
 Narges Mohammadi (M), Menschenrechtsaktivistin aus dem Iran, sitzt neben der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi / © Vahid Salemi (dpa)
Narges Mohammadi (M), Menschenrechtsaktivistin aus dem Iran, sitzt neben der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi / © Vahid Salemi ( dpa )

Die diesjährige Vergabe des Friedensnobelpreises an die iranische Menschenrechtlerin Narges Mohammadi ist am Freitag international begrüßt worden. "Frauen im Iran sind eine Inspiration für die Welt", sagte Liz Throssell, Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros in Genf. Trotz Repressalien, Einschüchterung und Gewalt zeigten sie Mut und Entschlossenheit. Throssell forderte eine umgehende Freilassung der Preisträgerin, die im Iran wegen ihres Engagements zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde und inhaftiert ist.

Annalena Baerbock / © Annette Riedl (dpa)
Annalena Baerbock / © Annette Riedl ( dpa )

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich ähnlich. "Mohammadis furchtlose Stimme lässt sich nicht wegsperren, die Zukunft des Irans sind seine Frauen", schrieb sie auf der Online-Plattform X. Die Auszeichnung zeige ihre Kraft im Kampf um die Freiheit.

Ehrung für den mutigen und ungebrochenen Einsatz

Wie das norwegische Nobelkomitee zuvor in Oslo bekanntgab, ist der Friedensnobelpreis 2023 für Mohammadi eine Ehrung für den mutigen und ungebrochenen Einsatz der 51-Jährigen. Zudem wolle man so die gesamte aktuelle Protestbewegung gegen die Unterdrückung im Iran anerkennen, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen. "Wir hoffen, dass dies eine Ermutigung ist, die Arbeit fortzusetzen."

Berit Reiss-Andersen, Leiterin des Friedensnobelpreises, erklärt, wer den Preis 2023 erhalten wird / © Terje Pedersen/NTB (dpa)
Berit Reiss-Andersen, Leiterin des Friedensnobelpreises, erklärt, wer den Preis 2023 erhalten wird / © Terje Pedersen/NTB ( dpa )

Reiss-Andersen appellierte an die iranische Regierung, Mohammadi freizulassen, damit sie die Ehrung im Dezember in Oslo persönlich entgegennehmen kann. Sie hob den enormen persönlichen Preis hervor, den die Aktivistin bereits habe zahlen müssen: "Das iranische Regime hat sie 13 Mal festgenommen und fünfmal verurteilt - zu insgesamt 31 Jahren Gefängnis und 154 Peitschenhieben."

Mohammadi sitzt im berüchtigten Evin-Gefängnis

Mohammadi, stellvertretende Vorsitzende des iranischen Zentrums für die Verteidigung der Menschenrechte (Defenders of Human Rights Center), sitzt im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran. Während der landesweiten Proteste gegen Irans Regime Ende 2022 hatte sie unter anderem über Folter in Haftanstalten und sexuelle Übergriffe gegen weibliche Häftlinge berichtet.

Proteste im Iran / © AP (dpa)
Proteste im Iran / © AP ( dpa )

Der Friedensnobelpreis gilt als angesehenste politische Auszeichnung der Welt. Er wurde 1901 erstmals vergeben an den Schweizer Henri Dunant und den französischen Pazifisten Frederic Passy; Dunant gründete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Berühmte Träger des Friedensnobelpreises waren unter anderen Nelson Mandela (1993), Willy Brandt (1971), Barack Obama (2009), Mutter Teresa (1979) und Albert Schweitzer (1952).

Feierliche Übergabe am 10. Dezember

Von Montag bis Donnerstag wurden bereits die aktuellen Preisträgerinnen und Preisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur bekanntgegeben. Der Friedensnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo vergeben wird.

Dotiert sind die die Auszeichnungen in diesem Jahr mit 11 Millionen Kronen (knapp 950.000 Euro). Die feierliche Übergabe findet am 10. Dezember statt, dem Todestag von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896).

EU droht Iran zu Todestag von Amini mit weiteren Strafmaßnahmen

Die EU hat der iranischen Regierung zum ersten Todestag der Protestikone Jina Mahsa Amini eine Verschärfung von Sanktionen angedroht. Man prüfe alle zur Verfügung stehenden Optionen, um Fragen zur Menschenrechtslage in der islamischen Republik anzugehen, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag im Namen der Mitgliedstaaten mit.

Europa-Fahnen vor dem EU-Parlament in Brüssel / © artjazz (shutterstock)
Europa-Fahnen vor dem EU-Parlament in Brüssel / © artjazz ( shutterstock )
Quelle:
KNA