Jerusalem, gut 35 Jahre nach Christi Geburt. Eine neue Glaubensgemeinschaft breitet sich im Umfeld der Stadt aus. Sie nennen sich Christen und verkünden die Ankunft des Messias und Retters Israels. Für fromme Juden wie den Zeltmacher Saulus ein Frevel sondergleichen und Grund aktiv zu werden. "Er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis ein." So erzählt die Bibel von Saulus in der Apostelgeschichte. Auch bei der Steinigung des ersten christlichen Märtyrers Stephanus schaut Saulus zu, war laut Erzählung sogar möglicherweise Auftraggeber. Unter Griechen und Römern sollte sich der Christenverfolger später Paulus nennen und zu einem der erfolgreichsten Missionare des Christentums werden.
Wie wurde Saulus zum Paulus?
"Paulus war ein Vorkämpfer des damaligen Judentums, und das ist sicherlich auch sein großes Problem gewesen, wie er im Nachhinein erkannt hat. Weil er nämlich meinte, um der Treue zum Gesetz willen müsse er die Christen verfolgen," erklärt Thomas Söding, Professor am Lehrstuhl für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum. "Er hat dann aber klar erkannt und auch geschrieben: Nein, da war nicht das Judentum und nicht das Gesetz dran schuld. Da war er selbst dran schuld, weil er einfach das Maß nicht gefunden hat, weil er total überzogen hat."
Eine innere Umkehr aus eigener Entscheidung. Die Wende zum Verkünder des Christentums erzählt die Apostelgeschichte ausführlich im sogenannten Damaskus-Ereignis. Auf dem Weg in die Stadt hatte Paulus eine Begegnung, die sein Leben schlagartig verändern sollte.
Das Damaskus-Ereignis
"Als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich?' Er antwortete: 'Wer bist du, Herr?' - 'Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt. Dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst.' Seine Begleiter standen sprachlos da. Sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand. Saulus erhob sich vom Boden. Als er aber die Augen öffnete, sah er nichts. Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein."
So heißt es in der Apostelgeschichte. Blind von der Begegnung trifft der Christenverfolger Paulus dann auf die Jesus-Gemeinde in Damaskus. Professor Thomas Söding: "Er wird getauft, wird in die Gemeinde aufgenommen. Das ist ein Stück Feindesliebe der Christen aus Damaskus, von der Paulus profitiert hat und die er nie vergessen hat."
Der Völker-Apostel
Aus Saulus, dem Christenverfolger, wird Paulus, der Apostel, ein Völker-Apostel, der das Christentum über die jüdischen Gemeinden hinaus bekannt macht. In seinen Briefen an die Christengemeinden in Korinth, Ephesus oder Rom formt er den Glauben entscheidend aus und bleibt doch demütig: "Ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin ein Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe," schreibt Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth.
Die Strahlkraft seiner Bekehrung bei Damaskus bleibt davon unberührt, das Damaskus-Ereignis geht in die christliche Geschichte ein und inspiriert Philosophen, Maler und Komponisten. So setzt zum Beispiel Felix Mendelssohn-Bartholdy dem Ereignis in seinem Paulus-Oratorium ein musikalisches Denkmal, das bis heute durch die Kirchenräume hallt. Am 25. Januar gedenken Katholiken, Orthodoxe, Protestanten und Anglikaner gleichermaßen der Bekehrung des Paulus. Söding: "Persönlich würde ich sagen, Paulus wird gefeiert. Die Bekehrung wird gefeiert, weil man da sieht: Religion muss nicht mit Gewalt affiziert sein, sondern Religion kann eine Friedensbotschaft ausstrahlen. Das ist auch heute das Aktuellste, was mit Paulus' Bekehrung verbunden ist."
Quelle: (Marcel Krombusch für DOMRADIO.DE)