"Mit Texten aus der Bibel und dem Katechismus, Ge- und Verboten oder Lobpreisgottesdiensten allein wird man heutzutage in unserer Region wohl kaum jemanden 'hinter dem Ofen hervorlocken'."
Gefühle der Hilflosigkeit
Mit Blick auf die Menschen, denen man tagtäglich im Alltag begegne, die man auf Demonstrationen sehe, frage er sich, wie in einer postmodernen Gesellschaft das Evangelium ganz konkret verkündet werden könne. "Meistens fühle ich mich angesichts solcher Überlegungen ziemlich hilflos und möchte nicht mit markigen Worten das dringliche Anliegen einer neuen Evangelisierung phrasenhaft entwerten", sagte der katholische Bischof.
Christen und Christinnen müssten sich einmischen, wenn die Menschenwürde auf dem Spiel stehe und Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu Fremdwörtern würden. "Verheißungsvoller ist es aber tatsächlich, das Evangelium erst einmal durch das eigene Leben zu bezeugen, um dann auf eventuelle Nachfragen tiefer eingehen zu können", so Feige.
Evangelisieren geht nicht im luftleeren Raum
Zugleich räumte er ein: "Trotzdem nutzt alles nur wenig, wenn die kirchlichen Rahmenbedingungen und Umstände inzwischen bei vielen auf Unverständnis und Ablehnung stoßen. Zu evangelisieren geht nicht im luftleeren Raum, sondern nur inmitten unserer konkreten Verhältnisse."
Feige rief dazu auf, angesichts großer Herausforderungen nicht als Einzelkämpfer zu agieren, sondern sich in vielfältigen Teams gegenseitig zu bestärken und zu bereichern. "Dämonen auszutreiben - das heißt gegen Verschwörungsfantasien, Falschmeldungen, Hassreden oder Angstmacherei anzugehen - und Menschen an Leib und Seele zu heilen, ist nach wie vor aktuell."