Laut Ethik-Experte gibt es nur eine akzeptable Reaktion

Kein Auge um Auge

Laut Ethik-Experten gibt es für Israel nur eine einzige akzeptable Reaktion auf den Hamas-Terror. Israel müsse militärische Ziele angreifen "mit einer glaubhaften und wirksamen Bemühung, Schaden von Zivilisten abzuhalten".

Eine Frau geht nach einem israelischen Luftangriff durch Gaza-Stadt / © Mohammed Talatene (dpa)
Eine Frau geht nach einem israelischen Luftangriff durch Gaza-Stadt / © Mohammed Talatene ( dpa )

Neben Israels Recht auf Selbstverteidigung würde der Verzicht auf eine robuste Antwort im Nahen Osten als Schwäche ausgelegt, sagte der Theologe und Philosophen Godehard Brüntrup am Freitag dem Portal kirche-und-leben.de in Münster.

 (privat)

Keine Jagd auf Zivilisten 

Nicht erlaubt sei es, "seinerseits – wie vorher die Hamas – Jagd auf Zivilisten zu machen, also mit gleicher Münze heimzuzahlen", soBrüntrup weiter. Moralisch ebenso wenig erlaubt sei es, militärische Ziele ohne Rücksicht auf Kollateralschäden in der Zivilbevölkerunganzugreifen. Er zweifle aber daran, ob man in der gegenwärtigen Situation auf diese moralischen Unterscheidungen genügend Rücksicht nehmen wird.

Den Hintergrund des jüngsten Gewaltausbruchs sieht Brüntrup in aufgestautem Hass, ideologischer Indoktrination und religiösem Fanatismus. Die moralische Empörung der Palästinenser sei aus etlichen Gründen gerechtfertigt. Dazu zählten die Politik Israels ebenso wie die Unfähigkeit der palästinensischen Anführer zu Kompromiss und Frieden.

Schmerzhafte Ungerechtigkeiten

Viele in Palästina hätten gravierende und schmerzhafte Ungerechtigkeiten erfahren. "Das macht wütend und gewaltbereit", so Brüntrup. Für eine Terrororganisation wie die Hamas, "die sich nicht nur die Vernichtung des Staates Israel, sondern die Ausrottung des jüdischen Volkes auf die Fahnen geschrieben hat, ist das ein fruchtbarer Boden".

Aus diesem Dilemma gebe es keinen Ausweg, ohne Schuld auf sich zu laden. "Politiker, die gegenüber skrupellosen und hasserfüllten Terrororganisationen dem Rat Jesu folgen und noch die andere Wange hinhalten, liefern dadurch die Menschen ans Messer, die sie eigentlich schützen sollten", so der Theologe.

Internationale Kooperation für Schutzräume 

Parallel zum entschiedenen militärischen Vorgehen gegen die Terroristen wünsche er sich internationale Kooperation, um Schutzräume für Zivilisten zu öffnen. Diesen Menschen stattdessen auf Dauer die Lebensgrundlagen zu entziehen, sei moralisch nicht zulässig, so Brüntrup.

Zur Lösung des aktuellen Konflikts müssten auch Beteiligte und Beobachter geistig abrüsten und intellektuell demütiger werden. Realpolitisch könne derzeit ein Flächenbrand aber nur mit Hilfe einer Supermacht verhindert werden. Diese müsse denjenigen, die Öl ins Feuer gießen wollen, mit schwersten Konsequenzen drohen.

Quelle:
KNA