Milei-Berater fordert Ende argentinischer Vatikan-Diplomatie

Neuauflage eines historischen Bruchs?

Alberto Benegas Lynch, ein enger Berater des libertären Präsidentschaftskandidaten Javier Milei, hat ein Ende der Beziehungen Argentiniens mit dem Vatikan gefordert. Der Wirtschaftsforscher bezeichnet sich als überzeugten Katholiken.

Eine argentinische Flagge weht vor dem ersten Angelusgebet von Papst Franziskus auf dem Petersplatz am 17. März 2023.jpg / © MattiaATH (shutterstock)
Eine argentinische Flagge weht vor dem ersten Angelusgebet von Papst Franziskus auf dem Petersplatz am 17. März 2023.jpg / © MattiaATH ( shutterstock )

Beim Wahlkampfabschluss des argentinischen Präsidentschaftskandidaten Javier Milei hat einer seiner engsten Berater unter dem Jubel tausender Anhänger die Einstellung der diplomatischen Beziehungen mit dem Vatikan gefordert.

So lange dort an der Spitze ein "totalitärer Geist" herrsche, müsse man die gleichen Maßnahmen ergreifen wie der frühere Präsident Roca, sagte Wirtschaftswissenschaftler Alberto Benegas Lynch bei seiner Rede, die mit "Freiheit, Freiheit" Sprechchören unterbrochen wurde.

Er selbst bezeichnete sich als überzeugten Katholiken.

Milei wirft Papst Franziskus mangelnde Verurteilung linker Diktaturen vor

Julio Argentino Roca war von 1898 bis 1904 Präsident Argentiniens. In seine Amtszeit fiel unter anderem die Verstaatlichung des kirchlichen Bildungssystems und die Einführung der kostenfreien Grundschulausbildung, was laut Historikern zu einem Bruch mit dem Vatikan führte.

Der Politiker Javier Milei (l.), Präsidentschaftskandidat für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Argentinien 2023, am 25. September 2023 bei einer Wahlkampfveranstaltung in San Martin (Argentinien) / © Tobias Käufer (KNA)
Der Politiker Javier Milei (l.), Präsidentschaftskandidat für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Argentinien 2023, am 25. September 2023 bei einer Wahlkampfveranstaltung in San Martin (Argentinien) / © Tobias Käufer ( KNA )

Das Verhältnis zwischen Papst Franziskus und dem radikal-marktliberalen Javier Milei gilt als stark angespannt. Milei hat den Papst immer wieder scharf kritisiert.

In einem millionenfach abgerufenen Interview mit dem US-Journalisten Tucker Carlson erklärte Milei, Franziskus unterstütze de facto die brutalen Linksdiktaturen in Lateinamerika, weil er deren Menschenrechtsverletzungen nicht klar verurteile.

Papst warnt vor "messianischen Clowns" mit schnellen Lösungen 

Der Papst wiederum warnte vor wenigen Tagen in einem TV-Interview mit der staatlichen Agentur Telam, ohne allerdings Milei namentlich zu nennen, vor "messianischen Clowns" die schnelle Lösungen versprechen würden: "Manchmal klammern sich Jungen und Mädchen an Wunder, an eine messianische Lösung der Dinge."

Fliegende Pressekonferenz mit Papst Franziskus auf dem Rückflug nach Rom / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Fliegende Pressekonferenz mit Papst Franziskus auf dem Rückflug nach Rom / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Aber es gebe nur einen Messias, "die anderen sind alle messianische Clowns".

Keine Umfrage geht von einem Wahlsieg im ersten Durchgang aus

Am Sonntag stehen in Argentinien die Präsidentschaftswahlen an. Milei von der radikal-marktliberalen "La Libertad Avanca" liegt laut Umfragen knapp vor dem Vertreter des linksperonistischen Regierungslagers um Wirtschaftsminister Sergio Massa und der konservativen Kandidatin Patricia Bullrich.

Zuletzt sah eine Umfrage Massa knapp vorne. Keine Umfrage geht von einem Wahlsieg im ersten Durchgang aus. Die Entscheidung würde dann in einer Stichwahl am 19. November fallen.

Bischof Alvarez in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt

Mit einem drakonischen Urteil will das sandinistische Regime in Nicaragua ein Exempel statuieren, um kritische Stimmen im Land einzuschüchtern: Der Bischof von Matagalpa muss für mehr als 26 Jahre ins Gefängnis. "Ich will keinen neuen Märtyrer-Bischof in Lateinamerika": Mit diesen Worten beorderte Papst Franziskus Managuas Weihbischof Silvio Baez schon vor einigen Jahren ins Exil. Nur widerwillig und "im Geiste des Gehorsams" verließ der prominente Kritiker des sandinistischen Regimes Ende April 2019 seine Heimat Nicaragua.

Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle (dpa)
Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle ( dpa )
Quelle:
KNA