DOMRADIO.DE: Wer schenkt denn dem Vatikan Feuerwehrautos?
Ulrich Nersinger (Vatikanexperte): Die großen Unternehmen, die Feuerwehrautos und Feuerwehrgeräte bauen, haben natürlich immer auch die Intention, dem Papst etwas zu schenken. Natürlich nicht nur aus, sagen wir, gutem Willen heraus, sondern auch mit Zwecken verbunden.
DOMRADIO.DE: Seit wann gibt es eigentlich eine Feuerwehr im Vatikan?
Nersinger: Das können wir an einem Jahr festmachen. Die Feuerwehr entstand im Jahre 1810, also noch in der napoleonischen Zeit.
Sie ist dann, nachdem das napoleonische Reich zusammengebrochen und der Kirchenstaat wieder frei war, beibehalten worden.
Diese Feuerwehr war streng militärisch organisiert, damit sie auch eine gewisse Effizienz hatte und das hat sich auch bewährt.
Sie war sehr innovativ und hat auch viele Geräte und Methoden entwickelt. Das war auch nötig, denn wenn man allein an Sankt Peter denkt, das geschützt werden muss, muss man sich doch manches einfallen lassen.
DOMRADIO.DE: Wie groß ist heute die Flotte der Feuerwehr im Vatikan? Wie viele Feuerwehrleute arbeiten da?
Nersinger: Die genaue Zahl habe ich gar nicht herausbekommen. Aber es dürften so um die 20 Leute sein.
Sie arbeiten meist in zwei Geschwadern, haben Tag und Nacht Bereitschaftsdienst und müssen eigentlich den ganzen Vatikanstaat versorgen.
Denn es gibt ja nun doch sehr viele Orte und sehr viele Gefahrenquellen im Vatikan.
DOMRADIO.DE: Aber trotzdem: Der Vatikanstaat ist winzig klein. Dann kommt noch die Sommerresidenz in Castel Gandolfo dazu. Welches sind die ganz besonderen Herausforderungen für die Feuerwehr im Vatikan?
Nersinger: Wenn wir mal auf die einzelnen Jahresberichte schauen, sehen wir, dass es weniger um Brände geht. Die Brände machen einen minimalen Prozentsatz aus. Es geht meist um andere Sachen.
An Sankt Peter zum Beispiel gibt es immer wieder Leute, die versuchen, über die Balustraden zu klettern oder die einen Suizid planen oder irgendeine Demonstration. Dann gilt es natürlich, diese Leute auch von dort herunterzuholen. Oder wenn jemand krank wird, wenn jemandem übel wird, gibt es für die Feuerwehr einen Einsatz.
Manchmal sind es auch kuriose Einsätze. Vor ein paar Jahren sahen wir, dass vor den Kolonnaden drei, vier der päpstlichen Feuerwehrautos standen und alle fragten sich, was passiert sei. Und der Grund war ein ganz einfacher: Man musste eine Katze herunterholen, die sich da verirrt hatte.
DOMRADIO.DE: Was gibt es sonst noch für spektakuläre Einsätze?
Nersinger: Aus der Zeit von Pius XII. gibt es einen Bericht. Der Papst war ein Frühaufsteher. Er schaute morgens einmal aus dem Fenster des Apostolischen Palastes hinunter und sah, dass einer der Brunnen nicht funktionierte; dass dort kein Wasser heraus sprudelte.
Er ließ dann die Verwaltung anrufen. Die kam mit der Feuerwehr und sie entdeckten dann, dass der Zufluss verstopft war, und zwar durch Aale. Das Wasser wurde aus einem See gespeist.
Man fragte sich später, was mit den Aalen geschehen ist. Der Papst selber vermutete, dass sie in den Kochtöpfen der Feuerwehrleute gelandet sind.
DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt Papst Franziskus? Ist er so eine Art Ehren-Feuerwehrmann?
Nersinger: Ja, er hat auch manchmal eine Auszeichnung oder einen neuen Feuerwehrhelm aufgesetzt bekommen. Vor einiger Zeit hat er noch neue Feuerwehrautos, die dem Vatikan geschenkt wurden, gesegnet.
Der Papst weiß natürlich, dass die Feuerwehr in vielen Bereichen im Vatikan eine große Aufgabe innehat – denken wir vor allen Dingen an Sankt Peter.
Sankt Peter wird so gut wie jeden Tag und jede Nacht von der Feuerwehr inspiziert. Es wird überprüft, ob es dort irgendwelche Gefahrenquellen gibt.
Das ist natürlich immer eine große Aufgabe und die hat die Feuerwehr in diesem kleinsten Staat der Welt ganz gut gelöst.
Das Interview führte Carsten Döpp.