Steinmeier mahnt vor Generalverdacht gegen Muslime

"Wir dulden keine Gewalt in Deutschland"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat davor gewarnt, Muslime in Deutschland unter Generalverdacht zu stellen. Gleichzeitig dürfte man es auch nicht dulden, dass Juden wieder in Angst leben müssen, sagte Steinmeier.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier / © Monika Skolimowska (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier / © Monika Skolimowska ( dpa )

Wer in Deutschland lebe, "der muss wissen, welche Verantwortung uns aus Auschwitz erwächst, der muss die Werte unseres Grundgesetzes respektieren", betonte der Bundespräsident am Dienstag vor Stipendiatinnen und Stipendiaten der Deutschlandstiftung Integration.

Jüdisches Leben in Deutschland zu schützen, sei eine Aufgabe, "die jeden in unserem Land etwas angeht". Rassismus und Menschenfeindlichkeit dürften nicht geduldet werden.

Die Demokratie unterscheide nicht nach Abstammung und Religion. "Das gilt auch in diesen Schreckenstagen seit dem 7. Oktober, an dem die Terrororganisation Hamas 1.400 Israelis grausam ermordete und seitdem mehr als 200 Menschen in Geiselhaft hält."

Deutschland laut Steinmeier "Land mit Migrationshintergrund"

Der Bundespräsident bezeichnete Deutschland als "Land mit Migrationshintergrund". Er wisse, dass "Anspruch und Realität im Alltag leider immer wieder auseinanderklaffen", sagte Steinmeier.

Es brauche eine "geordnetere Zuwanderungspolitik und eine kluge Integrationspolitik - beides gehört untrennbar zusammen in einem Land mit Migrationshintergrund", betonte Steinmeier. Seit Jahren sei klar, dass Deutschland Zuwanderung brauche, um den Wohlstand zu sichern, diese Zuwanderung müsse aber gestaltet werden.

"Zeigen Sie, zeigen wir, dass in Deutschland ein friedliches Zusammenleben möglich ist, von Menschen mit jüdischen und arabischen, christlichen und muslimischen, russischen und ukrainischen Wurzeln", sagte Steinmeier zu den Stipendiatinnen und Stipendiaten.

"Und zeigen wir vor allem: Wir dulden keine Gewalt in Deutschland, nicht auf unseren Straßen, nicht gegen Minderheiten."

Deutschlandstiftung Integration

Die Deutschlandstiftung Integration ist nach eigenen Angaben eine überparteilich agierende gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Berlin, die 2008 vom Verband Deutscher Zeitschriftenverleger gegründet wurde.

Sie setzt sich für die Chancengleichheit von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Deutschland ein, unter anderem durch Stipendien und Mentoringprogramme.

Religion ist oft nicht Grund für Antisemitismus

Antisemitismus unter Musliminnen und Muslimen in Deutschland ist einer Untersuchung zufolge häufig eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen als der Religion an sich. Auch gebe es Hinweise, dass regionale beziehungsweise nationale Diskurse einen stärkeren Einfluss auf negative Einstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden hätten als religiöse Zugehörigkeit. So zeigten zum Beispiel auch Menschen christlichen Glaubens entsprechende Ressentiments.

Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert (dpa)
Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert ( dpa )
Quelle:
KNA