Blog des Chefredakteurs aus dem Vatikan zur Weltsynode #21

Bitte lächeln!

Donnerwetter, was für ein Bild! Was für eine Botschaft. Das muss man erst einmal hinbekommen: Das offizielle Gruppenfoto der "Weltbischofs-plus-Laien-inklusive-Frauen-Synode". Mehrere Details faszinieren den DOMRADIO.DE-Chefredakteur.

Gruppenbild mit einigen Damen und dem Papst: Foto der Synodenteilnehmenden mit Papst Franziskus während der Weltsynode am 23. Oktober 2023 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Gruppenbild mit einigen Damen und dem Papst: Foto der Synodenteilnehmenden mit Papst Franziskus während der Weltsynode am 23. Oktober 2023 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Jeder, der auch nur einmal versucht hat, einen großen Kirchenchor auf ein Foto zu bringen, kennt das Problem. Wie bringe ich Ordnung in diesen unübersichtlichen "Haufen"?

Der Vatikanfotograf hat es wahrscheinlich irgendwann aufgegeben und einfach abgedrückt. So ist ein herrlicher Schnappschuss von der Baustelle der Synode entstanden. Unfertig, nicht perfekt - aber eben auch nicht total durcheinander. In der Mitte der Mann in Weiß - stehend. Und dahinter - ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Eine farbige Ordensschwester auch in Weiß. Nachtigall, ich hör‘ dich trapsen ... 

Ingo Brüggenjürgen im Vatikan (DR)
Ingo Brüggenjürgen im Vatikan / ( DR )

Wie gut, dass über der ganzen Truppe der Synode der auferstandene Christus zu sehen ist. Die sieben Meter hohe und 20 Meter breite Skulptur "La Resurrezione" gibt dem Bild das nötige Gewicht - 40 Tonnen. ;-) Der verantwortliche Künstler Pericle Fazzini hat gesagt, sein Christus steige aus der Asche und dem Krater eines Vulkans hervor... Gut, jetzt werden alle, die sich da unter Christus auf die Treppen für das Foto aufgestellt haben, früher oder später zu Asche werden, aber interessanter erscheint mir die unsortierte Kraterlandschaft. Das passt ins Bild.

Aktentaschen, Wasserflaschen Notizblöcke. Laptops... - das volle Konferenzleben ist zu sehen. Keiner hat sich die Mühe gemacht, den Krempel aus dem Bild zu räumen. Selbst das Grünzeug der Topfpflanzen kann da nichts mehr retten.

Es könnte ein Symbolbild sein - denn die runden Tische sind überall im Bild - einer direkt vor dem Papst sogar im Mittelpunkt. Warum vorne an dem Tisch noch drei leere Konferenzstühle stehen geblieben sind? Fromme Juden halten angeblich immer einen Platz für den erwarteten Messias frei. Aber ob hier jemand an die Dreifaltigkeit gedacht hat? Vermutlich nicht. Aber der Heilige Geist weht sowieso, wo er will und setzt sich bekanntlich nicht nur auf heilige Stühle...

Auf dem katholischen Wimmelbild aus der Audienzhalle gibt es dann noch ein paar schöne Details: Der DBK-Vorsitzende Bischof Bätzing steht in der ersten Reihe weit rechts - aber aus päpstlichem Blickwinkel links. Hinter ihm der Essener Bischof Overbeck. Am äußersten rechten Rand - so wie gerade noch ins Bild gekommen - steht der Augsburger Bischof Meier. Er war aufgrund seiner Corona-Erkrankung auch erst später wieder zurück in den Beratungen. Der Passauer Bischof Oster hat sich auf der anderen Seite versteckt. Bischof Genn habe ich vielleicht übersehen. Unübersehbar allerdings:

Die Trendfarbe ist schwarz. Schwarze Anzüge mit weißem Band der Badges. Dann kommt die Farbe weiß - auch graue, vorwiegend Ordenskleider sind zu finden. Ganz wenige - aber nicht zu übersehende rote, grüne und blaue Kleider, vorwiegend der Frauen, sind auch zu sehen. Schon wenige Farbkleckse reichen aber aus - und das ganze Bild wird bunt... 

Kommen wir zur ersten Reihe - viele knieen, damit die dahinter nicht verdeckt werden? Oder? Manche Ordensschwestern könnten auch beten. Die Männer haben, das wirkt ein wenig lockerer, meist nur ein Knie gebeugt. Rechtes Knie - linkes Knie - alles ist zu finden. Mir wurde als Messdiener noch eingetrichtert: Das rechte Knie gehört alleine Gott. Das linke, wenn nötig dem Bischof und König...

Wenn wir schon bei den Details sind: Von Händen, die gefaltet sind - bis zu Händen hinter dem Rücken versteckt, ist alles zu sehen. Also, die Bildbotschaft ist klar: Keine uniformierte Truppe - eher ein freundliches Ausflugsfoto der Seniorensinggemeinschaft. An der linken Seite mit ausfransender Männerreihe. 

Und wenn wir jetzt schon ganz genau hinschauen: Der Papst ist zwar in der Mitte platziert - aber auf Augenhöhe. Das ist eine klare Bildbotschaft! Dass das gemalte Bild von Maria im Hintergrund auch auf Augenhöhe platziert wurde, wird ein Zufall sein. Und wenn im Himmel nichts dem Zufall überlassen wird, dann ist es ein deutlicher Hinweis, dass Maria - und mit ihr alle anderen Frauen - ab sofort dazu gehören und nicht mehr wegzudenken sind.

Ich mag diese Bild, es ist ein Bild aus dem Leben. Wenig gestellt und unfertig wie die Synode. Eine Momentaufnahme, die unterstreicht: Die Kirche verändert sich. Wird weiblicher, bunter, diverser.... Keine schlechte Botschaft für eine Kirche, die Sauerteig in der Welt sein will. Am allerbesten finde ich es aber, dass viele auf dem Foto lächeln - oder zumindest freundlich und offen daher kommen. Es wirkt sehr authentisch.

Ein ehrliches Lächeln entwaffnet. Ein Lächeln öffnet Türen - ein ehrliches Lächeln gewinnt die Herzen. Nietzsche soll gesagt haben, er würde der christlichen Botschaft ja mehr Vertrauen schenken, wenn die durch Christus Erlösten selber mehr lachen würden.

Auf diesem Foto aus der Audienzhalle der Synode sind zumindest viele frohgemute und lächelnde Christen nicht zu übersehen.

Das ist doch mal eine gute Nachricht! 

Ingo Brüggenjürgen

z.Zt. im "Rome-Office" 

Quelle:
DR