Muslima und Jüdin beten um Frieden in Bonn

"Schenke uns Frieden, bringe uns Versöhnung"

Beim ersten multireligiösen Mittagsgebet in Bonn haben eine Jüdin und eine Muslima ein Friedensgebet gesprochen. "Schenke uns Frieden, bringe uns Versöhnung", sprachen Annette Boeckler und Nasrin Bani Assadi am Donnerstagnachmittag.

Teilnehmer sitzen im Kreis bei einem multireligiösen Friedensgebet am 26. Oktober 2023 im Kapitelsaal des Bonner Münsters in Bonn. / © Niklas Hesselmann (KNA)
Teilnehmer sitzen im Kreis bei einem multireligiösen Friedensgebet am 26. Oktober 2023 im Kapitelsaal des Bonner Münsters in Bonn. / © Niklas Hesselmann ( KNA )

Angesichts des Kriegs in Nahost habe man sich für das muslimisch-jüdische Gebet entschieden.

"Wir bitten nicht darum, Hassende zu vernichten, sondern Hass zu verbannen", so Boeckler in dem Gebet. Assadi fragte, wie es passieren könne, dass Gläubige ihre Geschwister töteten, die an den gleichen Gott glaubten. Der Wunsch der beiden Theologinnen sei gewesen, "in die jüdische Trauer auch die muslimische hineinzunehmen", so der Bonner katholische Theologe und Mitinitiator Klaus von Stosch.

Das gemeinsame Gebet begann mit einem muslimischen und einem jüdischen Gebetsruf sowie einem von Papst Franziskus geschriebenen Gebet. Dieses ist so formuliert, dass es auch Menschen anderer Religionen beten können. Anschließend sangen die drei Verantwortlichen einen Psalm, einen Auszug aus der Thora und aus dem Koran.

30 Christen, Juden und Muslime anwesend

Die rund 30 anwesenden Christen, Juden und Muslimen stimmten teilweise mit ein. Die Texte handelten von der Umwelt und der Bewahrung der Schöpfung. Dies sei das ursprüngliche Thema des multireligiösen Gebets, das nun um das Thema Frieden ergänzt wurde, so von Stosch.

Am Ende des Gebets sangen die Teilnehmer ein jüdisches Friedenslied, das auch bei den kommenden Gebetstreffen erklingen soll. Dieses enthalte den Aufruf zum Frieden im israelisch-arabischen Konflikt, so die Veranstalter.

Gebete und Liedtexte sollen verändert werden

Im Laufe der Zeit - die Gebetsreihe ist bis zum Sommer geplant - sollen die Gebets- und Liedtexte verändert werden. "Dabei geht es nicht darum, Anstößiges zu vermeiden", so von Stosch. Es gehe darum, Gemeinsamkeiten auszudrücken, aber auch die jeweiligen Traditionen zu bewahren.

Unter dem Motto "Faiths United for the Planet" wollen Angehörige mehrerer Religionen jeweils donnerstags um 14 Uhr eine halbe Stunde lang sich zum Gebet treffen. Das Projekt wird verantwortet vom International Center for Comparative Theology and Social Issues der Universität Bonn und der Münsterpfarrei. Der Kapitelsaal der katholischen Münster-Kirche wurde für die Gebetsreihe in "Room of One" umbenannt.

"Room of one" im Bonner Münster

Am Donnerstag, 26. Oktober 2023, 14 Uhr findet erstmalig ein multireligiöses Gebet im Kapitelsaal im Bonner Münster statt. Ein gemeinsames Projekt des Stadtdekanats und der Universität Bonn. Das Projekt ist zunächst auf zwei Semester bis zum Sommer 2024 angelegt. Die Kooperation steht unter dem Motto: Faiths United for the planet.

Bonner Münster in der Dämmerung / © Henryk Sadura (shutterstock)
Bonner Münster in der Dämmerung / © Henryk Sadura ( shutterstock )

 

Quelle:
KNA