Geboren wurde Jesus im Stall. Warm dürfte es dort nicht gewesen sein. Doch Christen in Deutschland verbinden mit den nahenden Advents- und Weihnachtsgottesdiensten und den vielerorts angebotenen Kirchenkonzerten Licht, Wärme und Behaglichkeit.
Das könnte diesmal allerdings vielerorts anders sein: Wie 2022, als Putins Krieg für drastisch steigende Energiepreise und Angst vor leeren Gasspeichern auslöste, wollen viele Gemeinden Energie sparen - aus Kostengründen, aber auch, um zum Klimaschutz beizutragen.
Staatliche Vorgaben gibt es nicht mehr. Schließlich sind die Gasspeicher nach Auskunft der Bundesnetzagentur vom Donnerstag zu über 99 Prozent gefüllt, die Bundesrepublik scheint somit gut für den Winter gerüstet.
Experten haben Handlungsempfehlungen fortgeschrieben
Dennoch haben Experten aus knapp 20 katholischen Bistümern ihre im vergangenen Jahr vorgelegten Handlungsempfehlungen für ein verantwortungsbewusstes Temperieren von Kirchen fortgeschrieben.
Es handele sich dabei nicht um Vorschriften, sondern um Empfehlungen, die je nach Situation vor Ort angewendet werden können, heißt es etwa in einem Schreiben des Bistums Fulda an die Gemeinden. Entscheidungen sollten die Gremien vor Ort treffen.
Insgesamt ziehen die Experten eine positive Bilanz der Maßnahmen des vergangenen Jahres: Messergebnisse belegten, dass es erhebliche Energieeinsparungen gegeben habe.
"Die Absenkung der Grundtemperierung, aber auch das Abschalten von Kirchenheizungen hat zu keinem bislang erkennbaren Anstieg von Schäden und Schimmelbildungen an der Bausubstanz oder der Ausstattung und den Orgeln geführt."
Durch Datenerfassung und Messung der Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur könnten bei kritischen Werten direkt Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Grundsätzlicher Bewusstseinshandel
Es gebe vielerorts einen grundsätzlichen Bewusstseinswandel, heißt es:
Viele Gemeinden hätten sich das Ziel gesetzt, auf fossile Brennstoffe möglichst flächendeckend zu verzichten, schreiben die Experten. "Viele Kirchengemeinden möchten eine grundsätzliche Umstellung auf körpernahe Heizsysteme umsetzen."
In diese Richtung gehen auch die konkreten Empfehlungen an die Gemeinden. "Warme Kleidung, ausgelegte Decken und Kissen oder sogar Sitzbankheizungen sind Möglichkeiten, Komforteinbußen entgegenzuwirken", schreibt etwa das Fuldaer Generalvikariat. Denkbar sei etwa auch, Gottesdienste in einer von mehreren Kirchen zu konzentrieren oder in leichter zu beheizende Räume wie etwa Pfarrheime zu verlegen.
Die Temperaturen im Kirchenraum sollten soweit wie möglich runtergefahren werden, heißt es. "Voraussetzung ist, dass die relative Luftfeuchte unter 70 Prozent bleibt, damit Raum, Ausstattung und Orgel keinen Schaden nehmen".
Kirchengebäude sind kompliziert zu beheizen
Klar ist, dass die Gotteshäuser klimatechnisch komplizierte Gebilde sind. Das gilt schon wegen der Größe und des Alters - aber auch, weil hier Grundvollzüge christlichen Lebens stattfinden und die Sensibilität besonders groß ist. Deshalb sollten die Gemeinden frühzeitig mit einbezogen werden.
"Keine Kirche ist wie die andere", sagt Sabine Jellinghaus vom Netzwerk "Energie und Kirche" in Mülheim an der Ruhr, das Bistümer und evangelische Landeskirchen beim Energiesparen berät. Schon allein wegen Größe und Baumaterialien haben Kirchen meist ein sehr träges
Temperaturverhalten: Altes Mauerwerk braucht durchaus zehn Stunden, um nur ein Grad wärmer zu werden.
Angemessener Kompromiss ist möglich
Angesichts einer etwas entspannteren Energie-Situation in diesem Jahr raten die beteiligten Bau-, Kunst- und Orgelfachleute sowie die Umweltbeauftragten der Bistümer den Gemeinden dazu, "einen angemessenen Kompromiss zwischen Komfortbedürfnis und Nutzungsintensität" zu finden.
So ähnlich hatte sich bereits im vergangenen Jahr der Limburger Bischof Georg Bätzing geäußert. Wenn sich Gemeinden zu den besonders beliebten Weihnachtsgottesdiensten eine höhere Temperatur leisten wollten, um Menschen nicht abzuschrecken, trage er das gerne mit, sagte Bätzing damals im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, bewies im vergangenen Jahr auch der Paderborner Weihbischof Dominicus Meier: Er wolle in der Christmette wegen der kühlen Temperaturen weniger lang predigen, kündigte er an.