DOMRADIO.DE: Sind Kirchengebäude schlecht fürs Klima?
Dr. Christian Weingarten (Umweltbeauftragter in der Abteilung Schöpfungsverantwortung des Erzbistums Köln): Erst mal ja, wenn wir den aktuellen Zustand unserer vielen Gebäude angucken. Wir haben im Erzbistum Köln fast 4.500 Gebäude, mehr als 1.000 Kirchen. Da haben wir im Moment noch einen sehr hohen Einsatz von fossilen Brennstoffen, mit hohen Kohlendioxid-Emissionen. Man kann also sagen, die Gebäude sind im Moment noch schlecht fürs Klima.
DOMRADIO.DE: Allgemein verfehlt der Gebäudesektor jedes Jahr die Klimaziele. Was unternimmt das Erzbistum Köln dafür, um gegenzusteuern?
Weingarten: Wir sind, glaube ich, das erste Bistum, das eine eigene Fachstelle für energetische Sanierung eingerichtet hat. Seit dem 1. Januar dieses Jahres haben wir eine Fachstelle Wärmewende, die sich darum kümmert, kirchengemeindliche Gebäude oder Gebäude des Erzbistums klimagerecht aufzustellen.
Da hat man jetzt mit einigem Personaleinsatz angefangen zu schauen, ob es dafür Lösungen gibt. Wie können wir eine Kirche klimagerecht machen? Wie können wir eine Schule, vor allem die Heizungen, so umbauen, dass sie wirklich keine CO2-Emissionen mehr emittiert?
Das ist nicht ganz einfach, aber ich denke, das war ein ganz großer Schritt, dafür eine Fachstelle aufzubauen, die sich dem Thema endlich annimmt.
DOMRADIO.DE: Ziehen da viele mit oder bekommen Sie viel Gegenwind?
Weingarten: Eigentlich ziehen ganz viele mit. Im Moment erreicht uns eine Flut von Kirchengemeinden, die auch aufgrund der Energiekosten im letzten Winter gemerkt haben, dass sie etwas ändern müssen. Ich hoffe, der Gedanke der Schöpfungsverantwortung zieht da auch mit.
Es gibt viele, die sagen, wir müssen unsere Heizung umstellen und bekommen nur wenig Gegenwind. Die vielen Fürsprecher und Fürsprecherinnen in den Kirchengemeinden sind dankbar, dass wir nun so eine Stelle haben, die auch die Personen und die vielen Ehrenamtlichen vor Ort bei den Themen unterstützt.
DOMRADIO.DE: In den Kirchen wird sicher zum Großteil mit Öl und Gas geheizt. Wird es da in Zukunft mehr Wärmepumpen geben?
Weingarten: Ich bin der Meinung, dass große Kirchen und die sakralen Räume gar nicht mehr komplett beheizt werden sollten, sondern nur noch körpernah. Man sollte nur noch dort heizen, wo die Kirchenbesucherinnen und Kirchenbesucher sitzen. Da gibt es vielleicht in Zukunft eine Sitzheizung, die dafür sorgt, dass wir im Gottesdienst einen guten Komfort haben. Aber wir beheizen jetzt nicht mehr das riesige Gebäude.
In anderen Gebäuden, wie Pfarrzentren oder Pfarrhäusern, wird es ganz stark darauf hinauslaufen, dass wir dort Wärmepumpen mit Strom einsetzen, der hoffentlich von unseren Kirchendächern oder anderen Dächern im Sinne von Photovoltaikanlagen kommt. Aber dort wird es Wärmepumpen geben, mit denen wir letztendlich die Wärme erzeugen, um die Räume zu beheizen.
DOMRADIO.DE: Wie ist das für die Kunst oder die Orgeln als große Instrumente in den Kirchen? Ist das kein Problem, wenn dort Kälte herrscht?
Weingarten: Ganz pauschal kann man das nicht sagen, aber ich nehme mal den Kölner Dom als Beispiel. Der ist komplett unbeheizt. Er hat aber eine riesige, sehr wertvolle Orgel. Auch die wird nicht beheizt. Wir haben viele Kunstgegenstände im Kölner Dom, die nicht beheizt sind.
Das kann man nicht auf jede Kirche beziehen. Aber insgesamt kann man sagen, dass Kirchen viele Jahrhunderte unbeheizt waren und das auch überlebt haben. Das gilt ebenso für die Kunstgegenstände oder besondere Gegenstände, wie die Orgeln.
Man kann sogar manchmal sagen, dass es für Orgeln eher schädlich ist, wenn man sie schnell aufheizt und sie dann wieder auskühlt. Das sollte man generell vermeiden. Man sollte dann eher für eine Grundtemperierung von acht bis zehn Grad sorgen. Die Besucherinnen und Besucher sollten sich dann lieber ein bisschen wärmer anziehen, um den Gottesdienst in angenehmer Wärme zu überstehen.
DOMRADIO.DE: Gibt es alternative Heizmethoden, die ohne fossile Energien auskommen?
Weingarten: Meiner Meinung nach ist die Wärmepumpe die beste Lösung. Es gibt auch die Pelletheizung. Davon rate ich aber immer ab. Wir haben immer mehr Holzeinschlag in der letzten Zeit, weil wir viel mit Holz heizen. Holz brauchen wir aber auch, um Kohlenstoff zu binden.
Von daher bin ich der Meinung, dass wir von der Holzheizung dahin gehend weggehen sollten, erneuerbaren Strom aus Sonne oder aus Windkraft zu nutzen, um Wärme zu erzeugen. Da ist meistens die Wärmepumpe das Mittel der Wahl.
Es zeigt sich mittlerweile, dass wir auch in Altbeständen, also in älteren Gebäuden Wärmepumpen einsetzen können und dies auch sinnvoll ist. Es wird deutlich, dass Wärmepumpen nicht mehr nur für den Neubau geeignet sind, sondern für ein ganz großes Portfolio an Gebäuden.
Das Interview führte Katharina Geiger.