Baudirektor schlägt Heiz-Alternativen für Kirchen vor

Wie wäre es mit einer Sitzplatzheizung?

Angesichts des Gasmangels und steigender Preise suchen Kirchen nach Wegen, Energie bei ihren Gebäuden einzusparen und fossile Brennstoffe wie Gas oder Öl zu ersetzen. Der kirchliche Baudirektor Werner Lemke hat da eine bestimmte Idee.

Autor/in:
Michael Grau
Leere Stühle / © Julia Steinbrecht (KNA)
Leere Stühle / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Statt im Winter große Kirchengebäude mit ihrem enormen Raumvolumen aufzuheizen, könnten Gemeinden langfristig etwa die Nutzungstemperatur absenken und auf eine sogenannte Bankbeheizung umstellen, sagte der kirchliche Baudirektor Werner Lemke aus Hannover am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Da ist die Wärmeübertragung direkt beim Körper."

Fußbodenheizungen denkbare Alternative

Auch Fußbodenheizungen unter den Bänken seien eine denkbare Alternative, sagte Lemke. An sechs norddeutschen Kirchen würden gerade verschiedene innovative Modelle der Temperierung geplant und demnächst umgesetzt. So testet unter anderem die St.-Petri-Kirche in Buxtehude Sitzkissenheizungen, die auch mit Akkus betrieben werden können. In der St.-Petri-Kirche in Mulsum bei Stade werden Rohrheizkörper unter den historischen Bänken ausprobiert.

Eine Neuregelung des niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes mache es zudem künftig möglich, Solaranlagen zur Erzeugung von Strom oder Wärme auf historischen Kirchengebäuden zu installieren, sagte Lemke.

Symbolbild Solaranlagen, Photovoltaik, Solarenergie / © Thinnapob Proongsak (shutterstock)
Symbolbild Solaranlagen, Photovoltaik, Solarenergie / © Thinnapob Proongsak ( shutterstock )

In einem solchen Fall müsse geprüft werden, ob sich die Ausrichtung und Neigung der Dachfläche für Sonnenenergie eigne und ob eine solche Anlage optisch zum Kirchendach passe. Auch der Brandschutz spiele eine Rolle.

Langfristig könnten die Gemeinden moderne Technologien wie Pelletheizungen mit Holz oder Erdwärme in Verbindung mit einer Wärmepumpe nutzen, um ohne fossile Brennstoffe auszukommen, erläuterte Lemke. Viele Kirchengemeinden hätten bereits in den zurückliegenden Jahren ihre Gottesdienste im Winter in kleinere und leichter heizbare Gemeinderäume verlegt: "Das Thema Energiesparen beschäftigt uns schon lange." Andere Gemeinden hätten Gottesdienste in niedrig temperierten Kirchen gefeiert. "Sie haben die Besucher aufgefordert, sich warm anzuziehen oder Decken mitzubringen."

Temperaturen für Orgeln problematisch?

Allerdings reagierten die Orgeln sehr empfindlich auf schnell und stark schwankende Werte bei der Luftfeuchtigkeit, betonte der Bauexperte. Problematisch werde es, wenn es über Mittelwerte hinaus zu trocken oder zu feucht sei, etwa auf Bildern und Altären. "Deshalb muss das Raumklima sorgfältig kontrolliert werden."

 © Vladimir Batishchev (shutterstock)

Lemke ist Leitender Baudirektor der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland. Die insgesamt 1.230 Gemeinden der Landeskirche zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee besitzen insgesamt rund 8.000 Gebäude, unter anderem Gemeindehäuser, Pfarrhäuser sowie historische und moderne Kirchengebäude.

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)
Synode der EKD / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
epd