Ab wann "darf" ein Weihachtsmarkt seine Pforten öffnen? Nicht nur Schwester Katharina hat sich in ihrem Morgenimpuls bei DOMRADIO.DE über den Weihnachtsmarkt in Essen-Steele gewundert. Dieser Weihnachtsmarkt ist, zusammen mit Berlin, einer der ersten, der die Buden öffnet. 7 Wochen vor dem Fest. Am 2. November, also Allerseelen, ging es los.
In vielen - vor allem katholisch geprägten Städten und Regionen - ist an den ersten Glühwein erst nach dem Christkönigssonntag (evanglisch: Totensonntag) zu denken. Und der ist eine Woche vor dem 1. Advent. Zugegeben, in diesem Jahr ist die Adventszeit sehr kurz. Der 4. Advent ist gleichzeitig Heiligabend. Dies hat natürlich für die Schausteller den Nachteil, dass der Zeitraum zum Geldverdienen recht kurz ist.
Weihnachtsmarkt ab Allerseelen
Aber rechtfertigt das die Öffnung von Advents- und Weihnachtsmärkten an Allerseelen? Die Besucher sind sich da in Essen-Steele durchaus einig. Der Glühwein fließt in Strömen - auch wenn es mit 15 Grad noch immer recht warm ist. Adventsdekoration wird gekauft und die Kinder freuen sich auf Zuckerwatte und Karussel.
Jessica und Peter Broms sind mit ihrer Tochter auf dem Markt. "Es ist schon ein wenig früh, aber wenn das Angebot da ist, nutzt man es auch.", so die Mutter, während die Tochter an ihrer Zuckerwatte nascht.
Von der Bühne erklingen zeitgleich zünftige Lieder, die "eher an Oktoberfest als Weihnachtsmarkt erinnern". Dem stimmt auch ein Passant zu, der neben mir steht.
Kaum Adventsstimmung
So wirklich kommt bei niemanden auf dem Markt Adventsstimmung auf. Aber das kann ja auch nicht verwundern, sind es schließlich noch 7 Wochen bis zum Fest der Feste.
Im Schatten des Marktplatzes thront, als Großbaustelle, die katholische Pfarrkirche St. Laurentius. Betritt man die Kirche, bekommt man von dem Trubel vor den Toren der Kirche nichts mit. Es herrscht absolute Stille. Ein Ehepaar zündet Kerzen an und findet Platz in der Bank zum Gebet.
Der Pfarrer der Pfarrei St. Laurentius ist zwiegespalten. Auf Anfrage von DOMRADIO.DE teilt er mit, dass er persönlich den Beginn des Weihnachtsmarkts am 2. November für verfrüht halte. Weiter schreibt Pfarrer Dr. Andreas Geßmann: "Ich kann zwar die Motivation der Kaufleute (Initiativkreis Steele e.V., Anm. d. Red.) zur Belebung des Essener Stadtteils Steele verstehen. Jedoch widerspricht die frühe Eröffnung Anfang November sowohl der Stimmung vieler Menschen als auch unseren liturgischen Vorstellungen."
Er ist mit seiner Meinung nicht allein. Das Ehepaar, welches der Kirche einen Besuch abstattet, ist strikt dagegen. "Advent beginnt am 1. Advent und nicht an Allerseelen." sagen sie.
Kirche nicht als Moralapostel
So sieht es auch Pfarrer Geßmann und lädt zur Segnung des Adventskranzes herzlich ein. "Als Kirche treten wir hier nicht als Moralapostel auf. Vielmehr versuchen wir einen eigenen Akzent zu setzen und bieten zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde am 1. Dezember, also am Freitag vor dem ersten Advent, um 17 Uhr eine ökumenische Lichterandacht an, die wir auf der Bühne des Weihnachtsmarkts in der abendlichen Dämmerung bei Kerzenschein durchführen. Dort segnen wir den Adventskranz und singen Adventslieder und prägen so auf unsere Weise den Weihnachtsmarkt hier vor Ort."
Verständnis für die Situation der Händler, vor allem nach der Corona-Pandemie hat er. "Grundsätzlich blicken wir als Kirche entspannt und mit einer großen Weite auf den Steeler Weihnachtsmarkt, wo gerade nach der langen Corona-Pandemie viele Menschen zusammen kommen und die Gemeinschaft untereinander genießen."
Ausgiebig Zeit, den Markt zu besuchen, hat man. Er dauert noch bis zum 30. Dezember 2023.