Caritas kritisiert Regelungen für Dienstwagen

"Falsche Anreize"

Zwei von drei neu zugelassenen Autos in Deutschland sind Dienstwagen. Diese Tatsache und die damit verbundenen steuerlichen Regelungen sind nach Ansicht der Caritas nicht nur schädlich fürs Klima, sondern auch ungerecht.

Dienstwagen / © Michael Kappeler (dpa)
Dienstwagen / © Michael Kappeler ( dpa )

Der Deutsche Caritasverband und weitere Organisationen kritisieren die geplanten Änderungen bei der Besteuerung von Dienstwagen. Die Neuregelungen machten das Dienstwagenprivileg noch ungerechter und klimaschädlicher, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung des größten katholischen Sozialverbands zusammen mit Klima-Allianz Deutschland, Deutschem Naturschutzring, Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, Verkehrsclub Deutschland und WWF Deutschland.

"Sozial ungerecht"

"Die geltende pauschale Dienstwagenbesteuerung setzt klimapolitisch falsche Anreize und ist sozial ungerecht. Sie ist de facto eine Subvention, die vor allem den Einkommensstärksten zugutekommt", kritisierte Caritas-Präsidentin Eva-Maria Welskop-Deffaa: "Dieses Geld wäre an anderer Stelle viel besser investiert - im Sinne des Klimaschutzes und der Menschen."

Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

Die Verbände kritisieren, dass laut den Vorschlägen im Wachstumschancengesetz nicht nur "Verbrenner-Dienstwagen weiter ungemindert subventioniert werden" sollen, sondern zukünftig auch noch besonders teure Elektro-Autos mit Listenpreisen zwischen 60.000 und 80.000 Euro. Dies solle auch "für klimaschädliche Hybridfahrzeuge" gelten und sei ein klarer Bruch mit dem Koalitionsvertrag, der festgeschrieben habe, umwelt- und klimaschädliche Subventionen abzubauen.

Stattdessen müsse man sich auf günstige und klimafreundliche Modelle konzentrieren, fordern die Verbände. Plug-In-Hybride gehörten nicht dazu, weil sie in der Realität überwiegend als Verbrenner gefahren würden. Die Verbände schlagen eine Anhebung der bisherigen 1-Prozent-Besteuerung von Verbrenner-Pkw auf 2 Prozent des Bruttolistenpreises pro Monat vor. Die ökologische Wirkung der Besteuerung sollte zudem zusätzlich verbessert werden, indem sie den CO2-Wert des Autos berücksichtigt und mit ihm ansteigt.

Firmenwagen großer Teil der Neuzulassungen

Zwei Drittel aller Neuzulassungen seien Dienst- und Firmenwagen, heißt es weiter. Um die Automobilindustrie auf ihrem Weg der Transformation zu unterstützen, solle der Fokus der Förderung daher auf bezahlbaren und ressourcenschonenden Elektroautos liegen.

"Unsere Reformvorschläge haben das Potenzial, bis zu 5,8 Millionen Tonnen CO2-Emissionen zu vermeiden, soziale Ungerechtigkeiten zu korrigieren und bis zu 5,5 Milliarden Euro öffentliche Gelder zu sparen", fügte Caritas-Präsidentin Welskop-Deffaa hinzu.

Aktuell können Menschen, die ein vom Arbeitgeber gestelltes Auto auch privat fahren, auf das Führen eines Fahrtenbuches verzichten. Den geldwerten Vorteil durch die Nutzung eines Dienstwagens können sie dann pauschal mit einem Prozent des Listenpreises geltend machen.

Laut einer im Sommer vorgestellten Studie des Forums Sozial-Ökologische Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Klima-Allianz, Caritas und WWF fördert der Staat mit bis zu 5,5 Milliarden Euro jährlich überwiegend den Absatz von teuren und CO2-intensiven Verbrenner-Autos. Davon profitierten größtenteils die einkommensstärksten 10 Prozent der Bevölkerung mit mehr als 80.000 Euro Bruttojahresgehalt.

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA