DOMRADIO.DE: Was ist das Schöne daran, beim Nikolauspostamt mitzuwirken?
Sabine Gerecke (ehrenamtliche Leiterin der Briefaktion): Ich finde es einfach richtig toll, wenn die Kinder sich die Mühe und die Arbeit machen, diese Briefe an den Nikolaus zu schreiben. Es gibt eigentlich nichts Schöneres, wenn man sich vorstellt, dass das Kind auch einen Antwortbrief vom Nikolaus erhält und mit einem Funkeln in den Augen am Briefkasten steht.
DOMRADIO.DE: Jetzt sitzt das Nikolauspostamt am Nikolausplatz in St. Nikolaus. Wie muss man sich das vorstellen: Sitzen da bis zum Nikolaustag täglich Helferinnen und Helfer, die diese Briefe beantworten?
Gerecke: Es ist so, dass diese große Menge der Briefe nicht vor Ort in diesem Postamt selbst beantwortet wird, sondern die vielen Helfer vom Nikolaus machen das zu Hause. Es gibt einen großen Container. Jeder Helfer hat ein Postfach und holt sich die Post ab. Sie bringen die fertigen Briefe noch mal zurück. Das Postamt hat tatsächlich auch jeden Tag geöffnet, denn dort erhalten alle Briefe einen Sonderstempel. Man kann dort selbst das Postamt besuchen, kann selbst auch Briefmarken erwerben oder Karten.
Man kann dort seine Post zum Versenden abgeben, auch die wird dann mit dem Sonderstempel geschmückt und man kann auch ein bisschen Zeit dort verbringen, einen Kaffee trinken, kann ein Stück Kuchen essen und mit anderen Menschen plaudern.
DOMRADIO.DE: Kommt auch manchmal der Nikolaus höchstpersönlich vorbei?
Gerecke: Manchmal ist der Nikolaus auch persönlich da zum Stempeln oder besucht das Postamt oder die Kinder vor Ort.
DOMRADIO.DE: Sie machen das seit zwanzig Jahren, gibt es für Sie Briefe, die ganz besonders herausstechen, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Gerecke: Es gibt immer wieder Briefe, die in Erinnerung bleiben. Besonders Kummerbriefe, in denen Kinder dem Nikolaus ihr Herz ausschütten oder erzählen, dass irgendetwas in der Schule passiert ist. Dass die Noten nicht so toll waren und die Kinder Angst haben, es zu Hause zu beichten oder, dass die Eltern sich getrennt haben. Aber auch solche Briefe, die einfach schön gestaltet werden, wenn sich Kinder wirklich Mühe machen und etwas Tolles malen oder basteln. Es gibt halt auch ganz viele Kinder, die sehr kreativ sind und dem Nikolaus kleine Geschenke mitschicken, die sie gebastelt haben, Schneeflöckchen, die sie ausgeschnitten haben. Wirklich schön.
DOMRADIO.DE: Was wünschen sich die Kinder vom heiligen Nikolaus?
Gerecke: Die meisten Kinder schicken natürlich den Wunschzettel an den Nikolaus, in dem sie dann ihre Geschenkwünsche äußern: Spielwaren, Lego, Playmobil. Viele Kinder wünschen sich tatsächlich in den letzten Jahren auch endlich mal wieder etwas Schnee zum Schlittenfahren oder zum Schneemann bauen. Auch nimmt der Wunsch nach weniger Unruhen auf der Welt zu. Die Kinder möchten, dass die Kriege beendet werden und endlich wieder Frieden ist.
DOMRADIO.DE: Das ist ein Riesenthema, das auch an Kindern nicht vorbei geht. Sie selbst sind Erzieherin. Wenn Sie einen Brief bekommen, in dem sich ein Kind Frieden auf der Welt wünscht, wie antworten Sie darauf?
Gerecke: Es gibt vier Helfer, die solche individuellen Briefe formulieren. Ich selbst weiß nicht, was ganz genau in den Briefen steht. Der Nikolaus versucht den Kindern Mut zu machen, ihnen die Ängste zu nehmen und Hoffnung zu schenken, dass es schnell wieder besser wird auf der Welt.
DOMRADIO.DE: Bekommen Sie auch Post aus dem Ausland?
Gericke: Wir bekommen sehr viele Post aus dem Ausland. Besonders stark vertreten sind die asiatischen Länder, aber auch Russland und die Ukraine. Auch aus Australien bekommt der Nikolaus Post.
DOMRADIO.DE: Kann man ihm auch eine Mail schreiben?
Gerecke: Theoretisch könnte man ihm sicherlich auch eine Mail schreiben, aber der Nikolaus ist eigentlich noch altmodisch und möchte lieber die Briefe per Post erhalten. Er hat auch kein eigenes Mailfach. Das würde nur über den Verein gehen. Aber der Nikolaus beantwortet keine E-Mails, sondern nur auf dem herkömmlichen Weg.
Das Interview führte Verena Tröster.