Eine theologische Betrachtung zum Nikolaustag

Mit kleinen Gesten Gutes tun

"Lasst und froh und munter sein", heißt ein beliebtes Adventslied. Doch nicht nur Kinder sollten sich von dieser heimlichen Hymne auf den heiligen Nikolaus angesprochen fühlen. Eine theologische Betrachtung zum Nikolaustag.

Autor/in:
Fabian Brand
Ein Mann, als Sankt Nikolaus verkleidet / © Wolfgang Lehner (KNA)
Ein Mann, als Sankt Nikolaus verkleidet / © Wolfgang Lehner ( KNA )

Die Freude ist ihnen ins Gesicht geschrieben - den Figuren, die am Fürstenportal des Bamberger Doms dargestellt sind.

Über dem Portal hat der Künstler das Weltgericht gezeigt, so wie es im 25. Kapitel des Matthäusevangeliums beschrieben ist: In der Mitte steht Christus, der Weltenherrscher, der auf dem Richterstuhl Platz genommen hat und über das Schicksal der Welt entscheidet. Rechts von ihm sind jene, die im Gericht keinen Bestand haben - sie werden vom Teufel in Ketten abgeführt. Und auf der linken Seite sind jene erlösten Menschen zu sehen, die teilhaben an der ewigen Freude. Mit einem breiten Lächeln sind sie dort zu sehen. Und sie haben ja wirklich gut lachen, denn sie dürfen eingehen in das Reich, das seit der Erschaffung der Welt für sie bestimmt ist (Mt 25,34).

Freude ist Kindern ins Gesicht geschrieben

Die Freude ist in dieser Adventszeit vor allem vielen Kindern ins Gesicht geschrieben: Sie freuen sich auf das Weihnachtsfest, auf die Geschenke und auf die schöne Stimmung. Von Freude sprechen auch viele Lieder, die wir im Advent singen: "Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr, schon ist nahe der Herr", heißt es da zum Beispiel.

Auch der Festtag der heiligen Bischofs Nikolaus ist ein solcher Grund zur Freude. Wir dürfen uns freuen, wenn Menschen am 6. Dezember als Nikolaus verkleidet durch die Straßen und Häuser ziehen und uns beschenken. Nikolaus von Myra war einer, der für die Menschen da war, der wollte, dass es ihnen gut geht, der auf ihr Wohl bedacht war.

Noch heute macht es Freude, an diesen großen Heiligen zu denken. Denn er zeigt uns, wie wohltuend es ist, wenn Menschen gut sind.

Nächstenliebe und Solidarität mit den Ärmsten der Armen haben sein Leben geprägt; davon erzählen viele Geschichten, die sich um sein Leben ranken. "Lasst uns froh und munter sein", singen wir an seinem Fest. Und wir dürfen uns wirklich freuen, weil Nikolaus ein Zeuge dafür ist, wie man das Evangelium mit Leben erfüllen kann.

Doch längst nicht alle Kinder können sich auch auf den Nikolaustag freuen. Immer wieder wurde Nikolaus als verlängerter Erziehungsarm der Eltern missbraucht. Da gibt es den Nikolaus, der mit der Rute kommt, oder den, der aus seinem "Goldenen Buch" die Vergehen der Kinder vorliest und sie tadelt. Freilich: Mit unserem heiligen Bischof Nikolaus hat das nichts mehr zu tun. Nikolaus ist keiner, der uns Angst macht oder uns Furcht einjagen will.

Verkünder des Evangeliums

Er ist vielmehr ein Verkünder des Evangeliums, das in seinem Leben ganz konkret wird. Und das Evangelium ist eine Frohe Botschaft, eine gute Nachricht und keine Drohbotschaft, mit der man die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Als Bischof war Nikolaus vor allem zur Verkündigung dieses Evangeliums bestellt. An ihm hat er sein Leben ausgerichtet, den Armen und Schwachen hat er geholfen, weil er in ihnen Christus wahrgenommen hat.

Deswegen hat er den Menschen damals in Myra immer neu Freude gemacht: weil er jedem Menschen die Würde gegeben hat, die ihm von Geburt an zusteht. Seine Güte und Barmherzigkeit waren größer als all das, was wir uns gegenseitig immer wieder anrechnen und ankreiden. Nikolaus hat nicht getadelt oder kritisiert, sondern die Menschen spüren lassen, dass Gott sie liebt - auch dann, wenn sie voreinander schuldig geworden sind.

Die Freude darf deshalb auch uns ins Gesicht geschrieben stehen am Festtag des heiligen Nikolaus und an allen Tagen unseres Lebens. Denn als Christen sind wir erlöste Menschen, die teilhaben dürfen an der Freude des Evangeliums, das Christus uns verkündet hat. Lassen wir uns anstecken von der Freude, die der heilige Nikolaus bis heute in unsere Welt bringt, und tragen wir sie weiter.

Sein Leben ist ein Beispiel dafür, wie man auch mit den kleinen Gesten den Mitmenschen etwas Gutes tun kann. Haben wir den Mut, diese Freude zu leben und sie für die anderen spürbar werden zu lassen.

Keiner soll sich vor dem heiligen Nikolaus fürchten und schon gar nicht vor uns! Diener der Freude sollen wir sein, mahnt der heilige Paulus. Man darf uns diese Freude ruhig ansehen. Denn dass Gott für uns Mensch geworden und in unsere Welt gekommen, das ist doch wirklich ein Grund, um froh zu sein.


Quelle:
KNA
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