Selbst die Inquisitoren im Prozess gegen Galileo Galilei hätten mehr Anhaltspunkte für ihre Anklage gehabt als die vatikanische Staatsanwaltschaft in diesem Prozess, so die These des Anwalts Luigi Panella, der den Investmentberater Enrico Crasso vertritt.
Immobilieninvestition mit hohem Verlust
Panella forderte für seinen Mandanten einen glatten Freispruch. Die angebliche Straftat, ein von der vatikanischen Staatsanwaltschaft behaupteter Betrug zulasten des Vatikans, habe nicht stattgefunden; die von Crasso vermittelte Investition sei anfangs sogar gewinnbringend für den Vatikan gewesen.
Crasso war mehr als 20 Jahre lang als Finanzberater für das vatikanische Staatssekretariat tätig. Er war am Zustandekommen einer Immobilieninvestition in London beteiligt, die dem Vatikan einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe eingebracht haben soll.
Strafgerichtsprozess dauert seit Juli 2021 an
Medienberichte darüber sowie über gravierende finanzielle Unregelmäßigkeiten im vatikanischen Staatssekretariat hatten zu einem Strafgerichtsprozess geführt, der seit Juli 2021 andauert. Dabei steht unter anderem die frühere Nummer drei im Vatikan, Kardinal Angelo Becciu, vor Gericht. Der Prozess hat bislang 77 Verhandlungstage in Anspruch genommen, ein Ende wird in den kommenden Wochen erwartet. Papst Franziskus hat dem Staatssekretariat unterdessen die Zuständigkeit für künftige Geldanlagen entzogen.