Die Welt steht vor enormen Herausforderungen, beginnt Woelki seine Predigt. Konflikte, wirtschaftliche Probleme und die Folgen des Klimawandels. Gesellschaft und Kirche werde noch durch andere Themen aufgewühlt, wie Kriege, wirtschaftliche Depression, Antisemitismus und die Fragen um deb Schutz des Ungeborenen.
Woelki fordert, dass die Präsenz des Bösen in der Welt durchbrochen werden müsse. Dafür sei uns von Gott die Freiheit gegeben, unser Leben selbst zu gestalten. Doch, so betont der Kölner Erzbischof, es braucht Gott, um den rechten Weg zu finden und die Maßstäbe nicht zu verlieren. Die Erbsünde sei als Störung des Miteinanders von Gott und Mensch zu verstehen.
"Ja" zu Gott
Trotz dieser Herausforderungen lässt uns Gott nicht allein, sondern schickt seinen Sohn, der durch seinen Tod und seine Auferstehung das Böse besiegt. Eine zentrale Rolle dabei spielt Maria, predigt Kardinal Rainer. Sie sei der Neuanfang, indem sie die Mutter des Erlösers wird.
Marias "Ja" symbolisiere Hingabe, Glaube und Bereitschaft, Gottes Willen zu akzeptieren, sagt Woelki und sieht darin die Öffnung einer Tür für ein neues Leben, das Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung für uns erworben hat.
Reform von innen
Abschließend ruft Woelki dazu auf, das "Ja" Marias nachzusprechen, um sich für Gott zu öffnen und seine Kraft in der Welt zu ermöglichen. Dafür seien in der Tat Reformen notwendig, betont Woelki und verweist auf innere Haltungen. Die Kirche ruft er auf, sich von innen heraus zu erneuern und ihre Sendung zu erfüllen, die heilende und rettende Liebe Gottes zu den Menschen zu bringen.
Unter der Leitung von Oliver Sperling singt der Mädchenchor am Kölner Dom. An der Orgel: Matthias Wand.
Gott setzt in Maria einen radikalen Neuanfang in seiner Geschichte mit den Menschen und unterbricht durch seine Menschwerdung den Kreislauf des Bösen. An Maria wird deutlich, wie Gott den Menschen von seinem Ursprung her gedacht hat; sie ist das unverdorbene Konzept Gottes vom Menschen. Darauf bezieht sich das Dogma der »ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria«, das Papst Pius IX. 1854 verkündet hat.
"Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir." (Lk 1,28)
Impuls zum Evangelium Lk 1,26–38 von Zacharias Heyes OSB
Für das Hochfest der »Unbefleckten Empfängnis Mariens« hat sich in den letzten Jahren die Bezeichnung »Erwählung Mariens« entwickelt. Mir gefällt das sehr gut. Nicht nur deshalb, weil die Unbefleckte Empfängnis missverständlich ist und viele bei diesem Titel sofort daran denken, dass Jesus von Maria ohne Sexualität empfangen worden ist. Das Fest meint aber die Lehre der Kirche, dass Maria selbst vom ersten Augenblick ihrer irdischen Existenz an frei von der Erbsünde gewesen ist. Damit sie – so die Begründung – dem Gottessohn mit ihrem Leib eine würdige, d. h. sündenfreie Wohnung sein konnte.
Der Titel »Erwählung Mariens« weist dagegen daraufhin, worauf es eigentlich ankommt: Maria hat eine Berufung – die Mutter Jesu zu werden. Der Engel drückt das mit der Anrede »du Begnadete« aus. Maria ist als normale junge Frau (…) von Gott berufen. Über diese Berufung soll sie nicht erschrecken und sich nicht fürchten. Sie darf sich freuen an dem, was Gottes Plan mit ihr ist. Im übertragenen Sinn ist die Berufung Marias die Berufung aller Christen: mit Jesus schwanger zu gehen, Gott zur Welt zu bringen, Wohnung Gottes zu sein. Paulus sagt, dass wir Christen der heilige Tempel Gottes sind. Und zwar als sündige Menschen. Gott nimmt Wohnung im sündigen Menschen und schenkt ihm seine Gnade. Das ist das Faszinierende des christlichen Glaubens: Gott kommt zum Menschen – so wie er ist. Ohne dass der Mensch in Vorleistung gehen müsste. ...
Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Dezember 2023, www.tedeum-beten.de