Paus will weiter einen Lohnersatz für pflegende Angehörige

Familienpflege erleichtern

Bundesfamilienministerin Lisa Paus dringt weiter auf Lohnersatz für pflegende Angehörige. "Eine Lohnersatzleistung für einen gewissen Zeitraum wäre sinnvoll", so die Grüne-Politikerin. Sie arbeite an der Familienpflegezeit.

Symbolbild Pflege / © Ground Picture (shutterstock)

"Eine Lohnersatzleistung für einen gewissen Zeitraum wäre sinnvoll, um beides zu ermöglichen: dass Menschen berufstätig sind und sich um einen Angehörigen kümmern können", sagte Paus web.de News (Donnerstag). Wegen eines Pflegenotstandes seien die Leistungen von Angehörigen zu würdigen.

Die Grünen-Politikerin Lisa Paus übernimmt die Schirmherrschaft für die kommende 72-Stunden-Aktion  / © Michael Kappeler (dpa)
Die Grünen-Politikerin Lisa Paus übernimmt die Schirmherrschaft für die kommende 72-Stunden-Aktion / © Michael Kappeler ( dpa )

"Es ist nicht in Ordnung, diese wirtschaftliche und soziale Herausforderung auf ihren Rücken auszutragen. Deswegen arbeiten wir an der Familienpflegezeit. Wir sind da schon sehr weit. Ich bin zuversichtlich, dass ich schon bald die Grundsätze vorstellen kann."

Gefahr von Altersarmut 

Mehr als 80 Prozent der Pflegebedürftigen würde daheim von ihren Angehörigen betreut, betonte Paus. Vier von fünf dieser Pflegenden seien Frauen. "Viele Frauen haben in ihren 30ern Kinder bekommen, danach vielleicht zehn bis 15 Jahre gearbeitet, häufig nur inTeilzeit. Wenn sie dann einen Angehörigen pflegen und dafür vorzeitig wieder aus dem Beruf gehen müssen, ist Altersarmut programmiert."

Flexiblere Arbeitsmodelle 

Jens Teutrine vom Ampel-Koalitionspartner FDP sagte, dass es für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf jedoch mehr brauche als die Weiterentwicklung der Familienpflegezeit und eine mögliche Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige.

"Das beginnt bei flexibleren Arbeitszeit- und Arbeitsortmodellen, die für alle Arbeitnehmer in unterschiedlichen Lebensphasen vorteilhaft sind, und geht über den Ausbau von Kurzzeitpflegeplätzen, der Schaffung niedrigschwelliger Beratungsangebote bis zum Einsatz von telepflegerischen Anwendungen."

Entlastung von Pflegeeinrichtungen 

CDU-Politiker Sepp Müller forderte die Ampel-Regierung auf, den Koalitionsvertrag umzusetzen. "Wir als Unionsfraktion haben uns auch in unserem Pflegepapier deutlich dazu positioniert." Müller ergänzte: "Der Einstieg ins Pflegegeld würde für viele die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern und zudem die Pflegeeinrichtungen entlasten."

Angehörigenpflege

Mit dem Vorrang der häuslichen vor der stationären Pflege setzt die deutsche Pflegepolitik auf die Pflegefähigkeit und -bereitschaft der Familien: bei Paaren im Rentenalter insbesondere auf den hohen Einsatz des nicht pflegebedürftigen Partners, bei der Pflege der Elterngeneration vor allem auf die Pflegearbeit der Töchter und Schwiegertöchter. Tatsächlich wurden fast drei Viertel der 2,9 Mio. Pflegebedürftigen, die Ende 2015 Leistungen der Pflegeversicherung erhielten, zuhause gepflegt.

Häusliche Pflege / © Harald Oppitz (KNA)
Häusliche Pflege / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA