Papst Franziskus ist offenbar ernsthaft erkrankt

"Heute kann ich nicht ans Fenster treten"

Papst Franziskus ist offensichtlich schwerer erkrankt als bisher angenommen. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz zeigte sich das Kirchenoberhaupt per Video-Schaltung. Dennoch hält der Papst an seiner Reise nach Dubai fest.

Papst Franziskus spricht am 26. November 2023 im Sitzen zu den Gläubigen beim Mittagsgebet in der Kapelle der Casa Santa Marta im Vatikan. An seiner rechten Hand ist ein Infusionszugang zu sehen. Links neben ihm sitzt der Geistliche Paolo Braida. / © Romano Siciliani/Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus spricht am 26. November 2023 im Sitzen zu den Gläubigen beim Mittagsgebet in der Kapelle der Casa Santa Marta im Vatikan. An seiner rechten Hand ist ein Infusionszugang zu sehen. Links neben ihm sitzt der Geistliche Paolo Braida. / © Romano Siciliani/Vatican Media ( KNA )

Zur Begrüßung entschuldigte Franziskus sich bei den etwa 20.000 auf dem Platz versammelten Pilgern und sagte: "Heute kann ich nicht ans Fenster treten, weil ich dieses Problem mit der Entzündung der Lungen habe."

Dabei deutete der Papst, der aus der Kapelle von Santa Marta zugeschaltet wurde, mit der rechten Hand auf seinen linken Lungenflügel, an der Hand war ein Infusionszugang zu sehen.

Prälat Braida verliest Texte

Nicht Papst Franziskus selbst las den für die Ansprache vorbereiteten Text, sondern der neben ihm sitzende italienische Prälat Paolo Braida, der häufig Ansprachen für den Papst schreibt. Franziskus stellte ihn augenzwinkernd mit den Worten vor: "Er kennt diese Gedanken gut, denn er hat sie geschrieben. Er macht das immer sehr gut."

Menschen stehen auf dem Petersplatz und sehen sich das Mittagsgebet mit Papst Franziskus als Videoübertragung an, am 26. November 2023 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Menschen stehen auf dem Petersplatz und sehen sich das Mittagsgebet mit Papst Franziskus als Videoübertragung an, am 26. November 2023 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Braida verlas sowohl die Auslegung des Papstes zum Sonntagsevangelium als auch die politischen Botschaften. Franziskus beschränkte sich auf das Vorbeten des zwei Minuten dauernden Angelus-Gebets.

Papst hustet und ist kurzatmig

An einigen Stellen des Auftritts im Sitzen war der Papst hörbar kurzatmig, zweimal hustete er schwer. Am Ende bat Franziskus die Gläubigen wie immer darum, für ihn zu beten.

Am Vortag war Franziskus laut Vatikan-Mitteilung am frühen Samstagnachmittag in einer römischen Klinik medizinisch untersucht worden. Er habe sich in dem kirchlichen Krankenhaus auf der Tiberinsel im Zentrum Roms einer Computer-Tomographie unterzogen.

Rückkehr nach negativem Befund in der CT

Es sei darum gegangen, "das Risiko von pulmonaren Komplikationen auszuschließen", so das Kommunique. Da der Befund negativ gewesen sei, so das Presseamt, sei der Papst anschließend wieder in den Vatikan zurückgekehrt.

Am Samstagmorgen hatte Franziskus alle für den Tag geplanten Termine abgesagt. Zur Begründung teilte das Presseamt zunächst mit, er leide an einer "leichten Grippe".

Keine Absage der Dubai-Reise

Trotz der gesundheitlichen Probleme hält Papst Franziskus an seinen Reiseplänen für kommenden Freitag fest.

Menschen stehen auf dem Petersplatz beim Angelus-Gebet am 26. November 2023 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Menschen stehen auf dem Petersplatz beim Angelus-Gebet am 26. November 2023 im Vatikan / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

"Am kommenden Wochenende werde ich in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen, um am Samstag beim Weltklimagipfel in Dubai zu sprechen. Ich danke allen, die diese Reise mit ihrem Gebet begleiten und die sich dafür engagieren, die gemeinsame Umwelt zu retten."

Klimakrise und Geiseldrama

In einer anderen Passage des Textes heißt es: "Unsere Welt ist bedroht von der Klimakrise, die das Leben auf der Erde und vor allem der künftigen Generationen bedroht. Das ist gegen den Plan Gottes, der alles auf das Leben hin geschaffen hat."

Mit bewegten Worten hat Papst Franziskus darüber hinaus seine Freude über den Waffenstillstand und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht.

"Danken wir heute Gott, weil es endlich einen Waffenstillstand gibt und einige Geiseln freigelassen wurden", so der Papst.

Papst ruft zu Friedensgebeten auf

Weiter hieß es in dem von Prälat Braida verlesenen Text: "Beten wir weiter ohne Unterlass für alle Völker, die von Konflikten gequält werden, denn das Gebet ist die Friedenskraft, die den Kreislauf des Hasses überwindet und unverhoffte Wege zur Versöhnung öffnet."

Der Geistliche Paolo Braida sitzt neben Papst Franziskus und liest für ihn die Ansprache zu den Gläubigen vor am 26. November 2023 beim Mittagsgebet in der Kapelle der Casa Santa Marta im Vatikan.jpg
 / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Der Geistliche Paolo Braida sitzt neben Papst Franziskus und liest für ihn die Ansprache zu den Gläubigen vor am 26. November 2023 beim Mittagsgebet in der Kapelle der Casa Santa Marta im Vatikan.jpg / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Zudem rief Franziskus dazu auf, für die Freilassung aller Geiseln, für humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen und für Dialog zu beten. Dieser sei der einzige Weg zum Frieden.

Erinnerung an den sowjetischen Völkermord an den Ukrainern

"Wer nicht reden will, der will auch keinen Frieden", so die Botschaft des Papstes. Zuvor hatte er an die Leiden der Ukraine erinnert und an das dort begangene Gedenken des Holodomors.

Bei dieser vor 90 Jahren unter dem Diktator Stalin herbeigeführten Hungersnot waren mehrere Millionen Menschen in der Ukraine verhungert.

Der Papst bezeichnete dies als "einen vom sowjetischen Regime verübten Völkermord". Die Wunde von damals werde durch die Grausamkeiten des aktuellen Krieges in der Ukraine weiter verschlimmert.

Information der Redaktion: Der Artikel wurde am 26.11.2023 um 15:09 Uhr aktualisiert.

Programm der Papstreise nach Dubai

Der Vatikan hat ein leicht verändertes Programm für die Reise von Papst Franziskus zur UN-Klimakonferenz in Dubai veröffentlicht. Der Papst reist von Freitag bis Sonntag (1. bis 3. Dezember). Die Zeitpunkte der Ansprache des Papstes und des Beginns seiner bilateralen Treffen mit namentlich nicht genannten Gesprächspartnern am Samstag (2. Dezember) wurden nach vorn verlegt.

Symbolbild Flugzeug in der Luft / © ABCDstock (shutterstock)
Symbolbild Flugzeug in der Luft / © ABCDstock ( shutterstock )
Quelle:
KNA