"Das ist eigentlich eine Katastrophe für das gläubige Volk in Deutschland." Oster fügte hinzu: "Die Tragödie ist aus meiner Sicht, dass wir deutschen Bischöfe uns in entscheidenden Fragen der Anthropologie und der Ekklesiologie so wenig einig sind." An die Wurzeln bestehender theologischer Gegensätze sei der deutsche Reformdialog Synodaler Weg nicht gekommen. Mit seinem Fernbleiben vom Synodalen Ausschuss habe er, Oster, "die Einheit mit Rom bewahren" wollen.
Der Passauer Bischof skizzierte auch einen aus seiner Sicht gangbaren Ausweg. Dazu müsste sich der Synodale Weg in Deutschland "in den weltkirchlichen Prozess einordnen - mit einem klaren Bekenntnis auch zu dessen Inhalten und Entscheidungen". Dafür bräuchte es "viel Demut und womöglich sogar eine Rücknahme von schon getroffenen Entscheidungen", etwa zu "Segensfeiern für Paare, die sich lieben".
Hat sich die Sexualmoral schon verändert?
Dieser Beschluss setze im Grunde eine veränderte Sexualmoral schon voraus - "und auf dieser Basis geht man einfach weiter", erläuterte Oster. Auch wenn es in der Theologie und in der Lehre immer Entwicklung gegeben habe, überschreite der Synodale Weg damit prinzipielle Grenzen. Insofern teile er die Bedenken des Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki. "Aber wenn er einen Beschwerdebrief an den Papst schreibt, in dem es auch um uns deutsche Bischöfe geht, dann hätte ich mir wie Bischof Bätzing wohl auch gewünscht, dass er uns davon zumindest in Kenntnis setzt oder in den Dialog mit uns geht."
Das eigentliche Problem in Deutschland ist laut Oster: "Wir wollen Reformen vor allem strukturell anpacken, weil geistliche Erneuerung so viel schwerer scheint als strukturelle." Die meisten Teilnehmer am Synodalen Weg seien Menschen gewesen, die beruflich mit der Kirche zu tun hätten. "Und so konnte man sehen: Die große Mehrheit derjenigen, die in Deutschland durch die Kirche ihr Geld verdienen, denken so, wie es die Beschlüsse des Synodalen Weges zeigen." Zugleich äußerte der Bischof Zweifel, ob dies auch für die Gläubigen "aus dem normalen Volk Gottes" gelte, die nicht nur sonntags die Messe mitfeierten und regelmäßig zur Beichte gingen.