DOMRADIO.DE: Mit dieser Doppelweihe ist das Projekt im norwegischen Munkeby, dass Sie vom Bonifatiuswerk maßgeblich unterstützt haben, erst mal abgeschlossen. Wie kann man sich dieses Kloster vorstellen?
Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken): Es liegt in Mittelnorwegen. Es ist eine Neugründung der Trappisten, der Zisterzienser. Dieses Kloster ist schlicht gebaut, aber von der Atmosphäre her sehr schön. Im Moment leben dort vier Mönche. Es gibt eine kleine Käserei und ein Gästehaus sowie die Klosterkirche, die jetzt dort mit entstanden ist.
Ich kann mich noch daran erinnern, als ich vor 15 Jahren mit einem Mönch aus Cîteaux und einem Architekten aus Paris dort auf der Kuhwiese gestanden habe. Da ist diese Idee entstanden. Schrittweise, nicht in der Großplanung ist es jetzt gewachsen. Mit großer Freude konnten wir es einweihen.
DOMRADIO.DE: Warum war es Ihnen so wichtig, dieses katholische Kloster mitten im Nirgendwo in einem stark säkularisierten Land zu unterstützen?
Austen: Das Bonifatiuswerk und das Diaspora-Kommissariat der deutschen Bischöfe, ein Hilfswerk von Priestern für Priester, unterstützt Glaubensbrüder und -schwestern, die in einer Minderheitensituation, also in der Diaspora, leben. Hier in Norwegen gehören etwa zwei bis drei Prozent Katholiken zur Bevölkerung.
Dieses Kloster ist ein Atemraum des Glaubens für die Menschen in der Region. Als die Mönche ankamen, wurde man etwas skeptisch beobachtet, aber sie haben sich sehr gut integriert. Das ist auch für die Menschen einladend. Es kommen sehr viele zu ihnen, die nicht katholisch sind, die aber Fragen haben oder den Atemraum des Glaubens und einen Ort des Gebetes suchen. Sie sind sehr anerkannt. Das ist über die Jahre auch gewachsen.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass Menschen diese Orte auch entdecken und dass sie dort, wo sie leben, aus dem Glauben das Evangelium weitergeben, aber auch selbst authentisch leben.
DOMRADIO.DE: Eine Käserei gibt es dort auch. Die Brüder stellen selbst Käse her. Der wird sogar an das norwegische Königshaus geliefert, oder?
Austen: Dieser Käse ist ein Weichkäse. Die Mönche kommen aus Cîteaux in Frankreich, wo dieser berühmte Käse hergestellt wurde. Man hat die Bakterien mitgebracht. Er ist weltweit mehrfach ausgezeichnet worden, es ist ein sehr schmackhafter Käse. Mit diesem Käse verdienen sie ihren Lebensunterhalt. Er ist auch in Norwegen verbreitet.
Das Königshaus und Restaurants nehmen ihn mit. Die Mönche produzieren ihn dort. Arbeiten und Beten gehört zu ihrem Alltag sowie diese Käseproduktion. Die ist auch sehr wichtig. Man beginnt morgens um 4.30 Uhr im Kloster mit dem Gebet der Vigil. Dann gibt es sieben Gebetseinheiten am Tag und abends nach der Komplet um acht geht es ins Bett. Neben dem Gebet gehört das Produzieren des Käses dazu.
DOMRADIO.DE: Essen Sie den Käse auch gerne?
Austen: Ich esse ihn auch sehr gerne. Er riecht kräftig, aber er ist sehr schmackhaft. Wir haben sogar einen im Koffer und nehmen ihn mit. Ich habe aber den Mönchen am Ende meines Besuchs auch gewünscht, dass sie die Menschen hier auch auf den Geschmack des Evangeliums bringen sollen und dass sie auch im bildlichen Sinne etwas Stallgeruch von einer offenen und einladenden Kirche aufnehmen sollen.
Denn es kommen viele Menschen, die dieser Ort interessiert. Der berühmte Olafsweg, der Pilgerweg nach Trondheim führt auch hier entlang. Es ist sehr wichtig, dass wir diese "Andersorte" haben, wo Menschen landen können, aber wo auch gewusst wird, dass dies ein heiliger Ort, ein Ort des Gebetes ist.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie den Mönchen von Munkeby für die nähere und die fernere Zukunft?
Austen: Erst einmal freue ich mich, dass all das gute Früchte trägt. Wir konnten dieses Projekt über das Bonifatiuswerk vom Diaspora-Kommissariat gemeinsam mit 2,4 Millionen Euro unterstützen. Ich wünsche ihnen, dass sie gute Früchte tragen und dass sie selbst vielleicht noch mehr Nachwuchskräfte im Kloster bekommen, jetzt, wo es fertig ist.
Ich wünsche ihnen, dass sie mit den Menschen einen Ort haben, an dem man Gott entdecken kann und wo die Menschen ihren Glauben leben können, aber wo sie auch mit ihren Fragen des Lebens landen können. Ich wünsche ihnen, dass sie in der norwegischen Diaspora gut integriert sind, wo wir gemeinsam in ökumenischer Verbundenheit ein Zeugnis unseres Glaubens geben können.
Das Interview führte Tobias Fricke.