Das Friedenslicht aus Bethlehem kommt auch in Kriegszeiten

"Wichtiges Zeichen"

In Friedenszeiten fliegt ein österreichisches Kind ins Heilige Land und bringt das Friedenslicht aus Bethlehem nach Europa. In diesem Jahr ist das durch den Krieg schwer möglich. Die Flamme ist aber trotzdem angekommen.

Kerze wurde am Friedenslicht von Bethlehem angezündet (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Kerze wurde am Friedenslicht von Bethlehem angezündet (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Friedenslicht macht sich mithilfe von Pfadfindern aus dem Heiligen Land auf den Weg und wird in der Adventszeit nach der Aussendung in Österreich auch in Deutschland in vielen Städten verteilt. Wie ist das in diesem Jahr abgelaufen? 

Christian Schnaubelt / © Peter Michael Müller (bochum-katholisch.de)

Christian Schnaubelt (Pressesprecher der Pfadfinder in NRW): Die Flamme ist bereits am 17. November, also vor dem ersten Advent, von einem Mädchen aus Palästina entzündet worden. Das Licht ist dann nach Amman in die jordanische Hauptstadt gebracht worden und von dort nach Österreich geflogen worden, wo es schließlich das beauftragte ORF-Friedenslicht Kind (ORF ist der Österreichischer Rundfunk, Anm. d. Red.) angenommen hat. 

Das heißt, in diesem Jahr hat keine direkte Reise stattgefunden. Aber es ist immer noch das Original Friedenslicht, das in diesen kriegerischen Zeiten trotzdem den Weg nach Österreich gefunden hat. 

DOMRADIO.DE: Normalerweise wird das Licht von Wien ausgesandt. Warum dieses Mal nicht? 

Schnaubelt: Die Aktion wurde in Oberösterreich, in Linz, ins Leben gerufen. Daher findet die Aussendungsfeier in diesem Jahr im Linzer Dom statt. Es wechselt in der Regel alle zwei, drei Jahre zwischen Wien und Linz. In diesem Jahr ist schon vor längerer Zeit festgelegt gewesen, dass es wieder in Linz stattfindet. 

Christian Schnaubelt

"Alle sind aber sehr gespannt darauf, das Licht in Linz in den Händen zu halten."

DOMRADIO.DE: Von Linz aus machen sich die Pfadfinder auf den Weg durch den ganzen deutschsprachigen Raum. Und das Licht geht dann auch nicht aus? 

Schnaubelt: Das ist in all den Jahren Gott sei Dank immer gelungen. Wir feiern in diesem Jahr ein kleines Jubiläum, 30 Jahre Friedenslicht-Aktion in Deutschland und 25 Jahre in NRW. Aktuell sind 150 Pfadfinder und Pfadfinderinnen aus ganz Deutschland auf dem Weg nach Linz, um dort am Samstag das Licht in Empfang zu nehmen. 

Es ist wegen des Bahnstreiks nicht so ganz einfach. Viele mussten umplanen und kommen nun mit Autos, Bussen oder spätere Bahnen. Alle sind aber sehr gespannt darauf, das Licht in Linz in den Händen zu halten. 

Christian Schnaubelt

"Insgesamt sind in den nächsten Tagen 15.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen in NRW unterwegs, um zu erreichen, dass das Licht nicht ausgeht und bei allen Menschen guten Willens ankommt."

DOMRADIO.DE: Sie sprechen für die Pfadfinder in Nordrhein Westfalen. Wie schwierig ist es denn die Koordination, damit das Licht auch in allen Bistümern ankommt? 

Schnaubelt: Zum einen haben wir für den Sonntag bestimmte Bahnstrecken ausgewählt, die wir auf der Website www.friedenslicht.de angegeben haben, wo das Licht an den Bahnhöfen schon verteilt wird.

Zudem finden am zweiten und am dritten Advent große Aussendungsfeiern statt. Die größte wird im Bistum Münster mit 2.500 Pfadfinderinnen und Pfadfindern sein. Das Friedenslicht wird am 17. Dezember natürlich auch im Kölner Dom leuchten. Dann wird es wie eine Stafette bis Heiligabend weitergehen.

Insgesamt sind in den nächsten Tagen 15.000 Pfadfinder und Pfadfinderinnen in NRW unterwegs, um zu erreichen, dass das Licht nicht ausgeht und bei allen Menschen guten Willens ankommt. 

Friedenslicht aus Betlehem – Geburtsgrotte Betlehem / © Christian Schnaubelt (DPSG)
Friedenslicht aus Betlehem – Geburtsgrotte Betlehem / © Christian Schnaubelt ( DPSG )

DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist dieses Friedenssymbol in Kriegszeiten? Vergangenes Jahr wurde ja auch eine Flamme in die Ukraine geschickt. 

Schnaubelt: Es hat eine ganz besondere Bedeutung. Im letzten Jahr waren auch ukrainische Pfadfinder und Pfadfinderinnen in Wien bei der Ausbildungsfeier dabei. Ich glaube, es ist ein sehr wichtiges Zeichen, dass wir die Hoffnung nicht aufgeben. Es gibt ein schönes Sprichwort aus Dänemark: "Du verlierst nichts, wenn du mit deiner Kerze die eines anderen anzündest."

Das ist im Grunde unsere Idee. Wir wollen ein kleines Stück Frieden verschenken und damit zeigen, dass das Friedenslicht alle Menschen verbindet, egal welcher Nation oder Religiosität. Das ist auch das Besondere bei uns. Wir haben evangelische Pfadfinder, katholische Pfadfinder und muslimische Pfadfinder, die alle gemeinsam das Friedenslicht weitertragen. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Das Friedenslicht aus Bethlehem

Im Jahr 1986 entstand im oberösterreichischen Landesstudio des Österreichischen Rundfunks (ORF) die Idee, die mittlerweile eine Lichtspur durch ganz Europa gezogen hat: Ein Licht aus Betlehem soll als Botschafter des Friedens durch die Länder reisen und die Geburt Jesu verkünden.

Friedenslicht aus Bethlehem im Deutschen Bundestag (Archiv) / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Friedenslicht aus Bethlehem im Deutschen Bundestag (Archiv) / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
DR