Aachener Printen sind in der Adventszeit besonders gefragt

"Gefühl von Heimat"

Zu Aachen gehören Kaiser Karl, der Dom, der Weihnachtsmarkt und der Karneval. Das kulinarisches Steckenpferd der Stadt ist die Printe. Das Gebäck wird das ganze Jahr über hergestellt. Gerade ist jedoch Hochsaison. Ein Besuch vor Ort.

Autor/in:
Joachim Heinz
Mit Schokolade überzogene Printen sowie Printen mit Mandeln und Zuckerguss in der Auslage der Printenbäckerei Klein am 30. Oktober 2023 in Aachen / © Theo Barth (KNA)
Mit Schokolade überzogene Printen sowie Printen mit Mandeln und Zuckerguss in der Auslage der Printenbäckerei Klein am 30. Oktober 2023 in Aachen / © Theo Barth ( KNA )

In der Printenbäckerei Klein haben sie gerade alle Hände voll zu tun. Ganz hinten in der verwinkelten Backstube dreht sich der Teig in einer Trommel. 

Weiter vorn bearbeiten sie die bräunliche Masse, stanzen mit einer Formwalze kleinere Stücke aus für die "Kräuter-Moppen" oder fertigen auf einer anderen Arbeitsplatte die länglichen Modelle wie die "Prinzess-Schnitt-Printe". 

Lebkuchenteig, Rohmasse für Aachener Printen, liegt auf einer Arbeitsplatte am 30. Oktober 2023 in der Printenbäckerei Klein in Aachen / © Theo Barth (KNA)
Lebkuchenteig, Rohmasse für Aachener Printen, liegt auf einer Arbeitsplatte am 30. Oktober 2023 in der Printenbäckerei Klein in Aachen / © Theo Barth ( KNA )

Immer neue Backbleche, dicht belegt mit Spezereien, landen auf dem Stikkenwagen, einer Art Regal auf Rollen.

Über allem hängt ein weihnachtlicher Duft

Ein Teil der Belegschaft kümmert sich darum, die großen Öfen zu befüllen. Es brummt und scheppert. Klappern gehört zum Handwerk. 

Genau wie die großen Bürsten, mit denen zwei Mitarbeiter die noch heißen Printen mit Zuckerguss oder sogenanntem Kräuterlack bestreichen. 

Ein Bäcker bestreicht fertig gebackene Printen mit Zuckerguss am 30. Oktober 2023 in der Printenbäckerei Klein in Aachen / © Theo Barth (KNA)
Ein Bäcker bestreicht fertig gebackene Printen mit Zuckerguss am 30. Oktober 2023 in der Printenbäckerei Klein in Aachen / © Theo Barth ( KNA )

Über allem hängt ein weihnachtlicher Duft. Das liegt an den Gewürzen, die der Printe ihren typischen Geschmack verleihen: Anis, Koriander, Nelken und Zimt.

Für viele deutschstämmige Kunden ein Stück Heimat

Den Überblick über das Gewusel behält Betriebsleiter Thomas Merkelbach. Sein Chef, Andreas Klein, huscht unterdessen immer wieder in das Büro, eingezwängt zwischen Backstube und Verkaufsraum. 

Thomas Merkelbach, Betriebsleiter der Printenbäckerei Klein, steht mit einem Backblech an einer Maschine am 30. Oktober 2023 in der Bäckerei in Aachen / © Theo Barth (KNA)
Thomas Merkelbach, Betriebsleiter der Printenbäckerei Klein, steht mit einem Backblech an einer Maschine am 30. Oktober 2023 in der Bäckerei in Aachen / © Theo Barth ( KNA )

Kein Wunder: In diesen Wochen sind die Erzeugnisse der Bäckerei besonders gefragt – und das weit über die Region hinaus. "Nichts als handgemachte Printen weltweit – sogar am Nordpol", steht auf einem kleinen Schild im Lagerraum, wo die Ware in Geschenkboxen wie der "Panorama-Packung" oder der "Dom-Holzkiste" auf den Versand wartet.

So verbänden viele deutschstämmige Kunden in Übersee mit den Printen "ein Gefühl von Heimat", erläutert Klein, der die 1912 gegründete Bäckerei in der vierten Generation leitet. 

Die Nachfrage nach Printen ist das ganze Jahr über da

Mehrere Verkaufsstellen betreibt das Unternehmen in der Stadt – ebenso wie manche Mitbewerber, darunter Nobis oder Marktführer Lambertz. 

Von der Konkurrenz unterscheidet sich der Familienbetrieb der Kleins dadurch, dass er ausschließlich Printen herstellt – von Januar bis Dezember. Denn die Nachfrage ist das ganze Jahr über da.

Eine Mitarbeiterin der Printenbäckerei Klein berät eine Kundin im Verkaufsraum der Bäckerei am 30. Oktober 2023 in Aachen / © Theo Barth (KNA)
Eine Mitarbeiterin der Printenbäckerei Klein berät eine Kundin im Verkaufsraum der Bäckerei am 30. Oktober 2023 in Aachen / © Theo Barth ( KNA )

Nicht nur die zahlreichen Touristen, die den Aachener Dom, Deutschlands erste Unesco-Welterbestätte bestaunen, lassen auch im Sommer einen Beutel Printen oder mehr mitgehen. 

Printensuppe, Printencreme und Printenparfait

Wer will, kann sich durch Printensuppe, Printencreme und Printenparfait probieren. Den Reiz des Ganzen fördert möglicherweise auch die Tatsache, dass die Printe seit 1997 als "geschützte geografische Angabe" durch die EU anerkannt ist. 

"Die Herkunft ist geografisch begrenzt auf Aachen, Würselen, Alsdorf, Baesweiler, Roetgen und Stolberg", hält Werner Setzen in seinem "Aachener Printenbrevier" fest.

Was der Lübeckerin ihr Marzipan ist, dem Nürnberger sein Lebkuchen und der Dresdnerin ihr Christstollen - das ist dem Aachener seine Printe. 

Was Napoleon mit der Erfindung der Printen zu tun hat

Anders ausgedrückt: Wir haben es hier quasi mit der westlichsten Weihnachtsspezialität in Deutschland zu tun. Wie die Printe ihren Weg in die Stadt Karls des Großen gefunden hat, darüber gibt es allerhand Theorien.

Andreas Klein, Geschäftsführer der Printenbäckerei Klein, steht draußen vor dem Schaufenster der Bäckerei am 30. Oktober 2023 in Aachen / © Theo Barth (KNA)
Andreas Klein, Geschäftsführer der Printenbäckerei Klein, steht draußen vor dem Schaufenster der Bäckerei am 30. Oktober 2023 in Aachen / © Theo Barth ( KNA )

Andreas Klein vermutet, dass in der Mitte des 17. Jahrhunderts Bronzegießer und Zuckerbäcker aus dem belgischen Dinant nach Aachen kamen und die Urahnen der Printen kreierten. 

Für die ganz besondere Note sorgte schließlich die Weltgeschichte – konkret: kein Geringerer als Napoleon. Mit seiner Kontinentalsperre wollte der französische Kaiser 1806 die Einfuhr englischer Handelsgüter unterbinden. 

Eier haben in der Printenbäckerei nichts verloren

Dazu zählte auch der bis dahin für die Printenherstellung genutzte Rohrzucker. Fieberhaft fahndeten die Aachener nach Alternativen. Und wurden in dem aus der Zuckerrübe gewonnenen Süßstoff fündig.

Offenbar seit rund 200 Jahren ein Erfolgsrezept. Das Ergebnis müsste selbst der ernährungsbewussten Generation Z schmecken. 

Körbchen mit Zutaten für Printen, darunter Anis, Koriander, Nelken, Zuckersirup, dunkles Weizenmehl, Kandis und Farinzucker, am 30. Oktober 2023 in der Printenbäckerei Klein in Aachen / © Theo Barth (KNA)
Körbchen mit Zutaten für Printen, darunter Anis, Koriander, Nelken, Zuckersirup, dunkles Weizenmehl, Kandis und Farinzucker, am 30. Oktober 2023 in der Printenbäckerei Klein in Aachen / © Theo Barth ( KNA )

"Die klassische Printe ist ein veganes Produkt", erläutert Klein. Eier oder dergleichen haben in seiner Bäckerei nichts verloren. 

Dunkles Weizenmehl vom Typ 1050, Farin- und Kandiszucker bilden die Basis für den Teig – samt Zuckersirup, der einzigen (zäh-)flüssigen Zutat. Ein Fest für den Gaumen – auch für diejenigen, die auf den Verzehr tierischer Produkte verzichten wollen.

Was ist vegan?

Die vegane Lebensweise, auch Veganismus genannt, ist eine besondere Form des Vegetarismus, bei der keinerlei tierische Produkte konsumiert werden. Vegan lebende Menschen verzichten daher in ihrer Ernährung nicht nur auf Fleisch und Fisch, sondern auch auf alle anderen tierischen Produkte, wie Milch, Eier oder Honig.

Vegan zu leben, bedeutet aber noch mehr als nur vegan zu essen. Vegan schließt zusätzlich ein, keine Kleidungsstücke zu tragen, die tierischen Ursprungs sind. Dies bedeutet den Verzicht auf Substanzen, wie Leder, Seide oder Wolle.

Symbolbild Marktstand mit Gemüse (shutterstock)
Quelle:
KNA