DOMRADIO.DE: Steigert es Ihre Vorfreude auf Weihnachten, wenn Sie als katholischer Pfarrer mal wieder "Driving Home for Christmas" hören?
Karl-Josef Schurf (Stellvertretender Kölner Stadtdechant und Pfarrer in St. Nikolaus, St. Karl Borromäus und St. Bruno): Es ist eine Inflation und damit auch eine gewisse Sättigung zu beobachten – und zwar deswegen, weil es schon ab November losgeht.
Im November bin ich weder musikalisch so weit, noch habe ich bereits ein Bedürfnis nach weihnachtlichem Gesang. Aber ich gebe zu: Solche Lieder haben jetzt in dem Finale der Adventszeit, auf Weihnachten zu dann doch so eine Art Türöffner-Funktion, wenn ich sie nicht zu oft und zu viel höre.
DOMRADIO.DE: Könnte man die Idee des Nachhausekommens, die Chris Rea besingt, auch mit der christlichen Vorstellung von Erlösung und dem himmlischen Reich verbinden?
Schurf: Ja, ganz klar. Also nicht nur im Sinne von: nach Hause kommen, in die Heimat, zur Familie, sondern auch zu sich selber.
Ich habe gestern im Radio zufällig das Lied "Please Come Home for Christmas" gehört, von Bon Jovi als Blues gesungen.
Der greift eine Urversion von 1960 auf, und – es lag vielleicht am Blues und an der Stimme – ich muss sagen, ich war ziemlich sprachlos.
Ich habe mir gedacht: Ja, das ist eine gute Vorbereitung – mal runterzukommen und sich zu fragen, warum man eigentlich alles macht in seinem Leben, und was einen vielleicht auch in Unruhe versetzt. Das hat mir gut getan.
DOMRADIO.DE: Außerdem hörne Sie gerne Christmas Carols. Da gibt es zum Beispiel "Hark! The Herald Angels Sing" aus der Feder von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der Übergang zwischen Christmas Carols und Christmas Songs ist ja fließend.
Schurf: Ja, die Carols sind dann explizit religiöse Weihnachtsmusik. Ich habe selber mal Carols – auch dieses Lied – gesungen und fand das sehr erfüllend und schön.
DOMRADIO.DE: Also Carols sind grundsätzlich religiös, Weihnachtssongs können aber auch säkularen Ursprungs sein, richtig?
Schurf: Genau.
Das Interview führte Tommy Millhome.