Israels Botschafter kritisiert Papst-Aussagen zum Krieg

"Beim Papst hören die Leute zu"

Papst Franziskus wird wegen seiner Haltung zu Kriegen in der Welt oft kritisiert. Nun ist der israelische Botschafter im Vatikan unzufrieden mit Äußerungen des Kirchenoberhaupts - und eines anderen Kirchenrepräsentanten.

Papst Franziskus spricht während der Generalaudienz am 6. Dezember 2023 im Vatikan. / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Papst Franziskus spricht während der Generalaudienz am 6. Dezember 2023 im Vatikan. / © Alessia Giuliani/CPP ( KNA )

Wenn es um den Krieg in Gaza geht, findet Papst Franziskus aus Sicht des israelischen Botschafters am Heiligen Stuhl, Raphael Schutz, nicht immer die richtigen Worte. Friedensbotschaften aus dem Vatikan sprächen zwar die humanitären Nöte der Menschen in Gaza an und forderten einen sofortigen Waffenstillstand, sagte der Diplomat am Wochenende im Interview dem US-Portal "Crux". Die Hamas, der 7. Oktober und die Geiseln würden darin "jedoch nicht genannt. Das ist etwas, von dem ich denke, dass es fehlt."

Einschläge im Gaza-Streifen (dpa)
Einschläge im Gaza-Streifen / ( dpa )

Kritisch sieht der Botschafter demnach auch, dass Franziskus Teile der israelischen Militäraktion in Gaza als "Terror" bezeichnet hatte. Das unterscheide ihn von anderen "verantwortungsbewussten Staatsoberhäuptern der freien Welt", betonte Schutz. "Es mag Kritik geben, manchmal sogar berechtigte Kritik an dieser oder jener Aktion. Aber gesamt gesehen haben die Anführer der freien Welt akzeptiert, dass Israel nur sein Selbstverteidigungsrecht ausübt. Und selbst wenn es Kritik gab, hat es doch niemand sonst als Terrorismus bezeichnet."

Kriegszweck erklären

Dies wiege umso schwerer, da der Papst weiterhin eine "einzigartige internationale Autorität" besitze, so der Botschafter. "Der Papst ist der Papst, wenn er hervortritt und spricht, dann hören die Leute zu." Er akzeptiere es, dass der Papst jeden Krieg als Niederlage bezeichne und alles getan werden müsse, um Krieg zu verhindern. "Aber wenn es Krieg gibt, dann hat dieser auch einen Zweck, und (...) diese Ziele müssen erreicht werden", erklärte Schutz. Auch beim Vormarsch der Alliierten in Deutschland im Zweiten Weltkrieg habe niemand von Waffenstillstand gesprochen. "Erst muss das Ziel erreicht werden, dann können wir am Tag nach dem Krieg wieder an die Arbeit gehen."

Zudem wies der Botschafter Kritik des Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, am Vorgehen der Israelischen Armee zurück. Die versehentliche Tötung zweier christlicher Frauen in Gaza durch israelische Soldaten hatte der Kardinal als "kaltblütig" verurteilt. Dies sei nicht "durch Bosheit oder vorsätzlich geschehen, sondern ein Fehler, wie andere im Krieg", erklärte Schutz. Er finde es "sehr ärgerlich, dass das Lateinische Patriarchat in Jerusalem sehr schnell, schon wenige Stunden nach dem Vorfall und ohne eine Untersuchung, einen Text veröffentlichte, der Israel ein Land von Mördern nennt", so der Botschafter.

Quelle:
KNA