Er appellierte während der Heiligen Messe am ersten Weihnachtstag im Hildesheimer Dom.
Der Bischof skizzierte in seiner Predigt die gegenwärtig sehr herausfordernde Weltlage mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Flüchtlingskrise, dem Klimawandel und dem Krieg im Nahen Osten. Dabei ging er auch auf seinen Besuch im Heiligen Land ein. Er habe dort die Not der Menschen, von Israelis und Palästinensern, von Juden, Christen und Muslimen, gesehen.
Dieser Krieg schüre in Deutschland den ohnehin schwelenden Antisemitismus. "Es ist ein Skandal, dass sich Menschen in unseren Städten nicht mehr trauen können, auf der Straße Hebräisch zu sprechen, weil sie Angst vor Übergriffen haben." Antisemitismus sei Sünde.
Man könne verzweifeln
Vor dem Hintergrund all dieser Krisen und Herausforderungen schwinde die Hoffnung, diese zu bewältigen. Man könne verzweifeln. "Am besten, so könnte man meinen, ziehen wir uns aus der Realität des Tages in die Idylle der Heiligen Nacht zurück, und schauen auf das Kind in der Krippe und seine Ausstrahlung – und lassen die böse Welt draußen." Ab und zu brauche es den Rückzug ins Private, so Wilmer, "aber wir wissen auch, dass wir uns dem Leben stellen müssen - mit allem - auch dem Negativen."
Gerade mit Blick auf das Kind in der Krippe wüssten wir, "dass aus dem Kind ein Erwachsener wurde, der als Sohn Gottes, als Wort Gottes, verzweifelten und ängstlichen Menschen Hoffnung schenkte". Hoffnung wachse aus Vertrauen. Einer Gesellschaft könne die Hoffnung genommen werden, wenn Vertrauen immer mehr zerstört werde. Dann entstehe eine Atmosphäre des generellen Misstrauens, in der niemandem mehr geglaubt werde, weder in der Politik, der Wissenschaft oder der Presse.
Gesellschaft drohe abzugleiten
Eine solche Gesellschaft drohe instabil zu werden und ins Chaotische abzugleiten, "um sich dann in einer Diktatur wiederzufinden, welche die Grundrechte missachtet", warnte der Bischof. Deshalb sei die Kultivierung des gegenseitigen Vertrauens so wichtig, allerdings nicht unkritisch. Glaubwürdigkeit müsse auch immer wieder angefragt werden.
Nach den Worten Wilmers schenken wir Menschen uns Hoffnung, wenn wir einander Vertrauen schenken. Hoffnung wiederum führe zum Engagement, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Hoffende entdeckten in sich die Kraft zur guten und sinnvollen Tat, zu der Bischof Wilmer am Ende seiner Predigt aufrief.