"Ich bin überzeugt, dass wir uns in der Zukunft damit befassen werden müssen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag). "Letztlich geht es nicht darum, einzelne Bistümer um ihrer selbst willen zu erhalten", so Overbeck.
"Es muss vielmehr dafür Sorge getragen werden, dass die katholische Kirche präsent bleibt und christliches Leben in der Breite unseres Landes gelingen kann." Derzeit gliedert sich die katholische Kirche in Deutschland in 27 Bistümer.
Zurzeit sei das Thema wenig behandelbar, und er denke nicht, dass es so schnell kommen werde, sagte Overbeck.
Ruhrbischof will mit "nach-napeolonischer" Bistumsstruktur "aufräumen"
"Aber wenn es kommt, dann müssen wir endlich auch damit aufräumen, dass die katholischen Bistümer in Deutschland mit wenigen Ausnahmen noch immer räumlich nach einer nach-napoleonischen staatlichen Ordnung strukturiert sind."
Laut dem Ruhrbischof ist die Kirche im Bistum Essen keine Volkskirche mehr. "Wir sind Kirche in der Stadt." Teil einer Kirche zu sein, sei längst nicht mehr selbstverständlich.
Das Rezept seines Vorgängers, Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991), im Ruhrgebiet rund alle 1.000 Meter eine Kirche, ein Pfarrhaus, einen Kindergarten oder ein Pfarrheim zu errichten, sei immer falsch gewesen.
Bischof Overbeck sieht Unverständnis für post-säkularen Katholizismus
Overbeck räumte ein, dass die Reformbestrebungen vieler deutscher Katholiken weltweit nicht immer auf Verständnis stießen. Auch sei es nicht selbstverständlich in der Weltkirche, sich mit dem Thema Missbrauch auseinanderzusetzen.
"Und schließlich haben viele – in Deutschland und auch im Vatikan – immer noch nicht verstanden, was es heißt, in einer postsäkularen Gesellschaft katholisch zu sein. Nicht wenige versuchen, eine Vergangenheit wiederherzustellen, die so nie bestanden hat oder sich nicht wiederherstellen lässt."