Der Heilige Vater äußerte sich am Sonntagabend in der italienischen Talkshow "Che Tempo Che Fa" (etwa: "Wie die Zeiten so sind"). Und er fügte hinzu: "Aber dann müssen sich die Menschen mit dem Segen des Herrn auseinandersetzen und sehen, was der Weg ist, den der Herr ihnen vorschlägt."
Die Kirche jedoch müsse die Menschen an die Hand nehmen und sie auf diesen Weg führen, anstatt sie von vornherein zu verurteilen, betonte Franziskus. Er kam nicht persönlich ins Studio bei Mailand, sondern sprach mit Moderator Fabio Fazio per Live-Stream aus dem Vatikan.
Abgrenzung zu kirchlicher Traufeier
Am 18. Dezember hatte der Vatikan die Erklärung "Fiducia supplicans" (Das flehende Vertrauen) veröffentlicht. Erstmals wird katholischen Priestern darin gestattet, unverheiratete, wiederverheiratete und homosexuelle Paare zu segnen.
Das von Papst Franziskus genehmigte Dokument des Glaubensdikasteriums legt auch Voraussetzung für den
Segen von Paaren in "irregulären Situationen" fest: Eine Verwechslung mit einer kirchlichen Traufeier muss ausgeschlossen und der Segen außerhalb des Gottesdienstes gespendet werden.
Afrikanische Bischöfe reagierten ablehnend
Während sich deutsche, französische und belgische Bischöfe hinter die überraschende Öffnung stellten, lehnten vor allem afrikanische Bischöfe Segnungen für homosexuelle Paare entschieden ab.
Bereits am Samstag hatte sich der Papst zu "Fiducia supplicans" geäußert. Es würden die Menschen und nicht die Sünde gesegnet, sagte er laut Vatican News bei einem Treffen mit Priestern des Bistums Rom. Die afrikanische Kultur akzeptiere solche Segnungen nicht, weil es unterschiedliche Empfindlichkeiten gebe.