Der emeritierte Münsteraner Weihbischof Dieter Geerlings sagte bei einem ökumenischen Gottesdienst am Samstag in der Überwasserkirche: "Die Herabwürdigung queerer Menschen, auch durch die offizielle Kirche in ihrer Lehre, war menschenverachtend." Inzwischen hätten die Bischöfe Veränderungen, etwa im kirchlichen Arbeitsrecht, in Kraft gesetzt; "aber das heißt nicht, dass alles im Lot ist - es braucht revolutionäre Geduld".
Geerlings, der selbst regelmäßig Gottesdienste mit der Queergemeinde feierte, sagte weiter, er habe dort viel für seinen Glauben gelernt; und: "Wir glauben heute, dass Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität und alle queeren Lebensformen Teil der Schöpfung sind und nicht gegen Gottes Willen."
Langer Weg
Beim anschließenden Festakt verlas Geerlings ein Grußwort von Bischof Felix Genn. Er dankte der Queergemeinde für ihren jahrelangen Einsatz und ihr Bemühen, Grenzen zu überwinden. "Der Weg ist noch lang, aber wir gehen ihn", so Genn.
Die Queergemeinde Münster wurde 1999 von einer Gruppe schwuler Theologen gegründet. Seitdem feiern immer am zweiten Sonntagabend im Monat lesbische, schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche wie auch heterosexuelle Gläubige gemeinsam eine Messfeier.
Nach katholischer Lehre gilt Homosexualität als Sünde. Im Dezember erlaubte der Vatikan es indes katholischen Priestern, unverheiratete, wiederverheiratete und homosexuelle Paare zu segnen. Allerdings darf der Segen nicht wie eine Trauungsfeier wirken und er muss außerhalb von Gottesdiensten stattfinden.