Papst Franziskus hat die höchsten kirchlichen Ehe-Richter zu Sorgfalt und Demut bei ihrer Arbeit ermahnt. Die Entscheidung über die Nichtigkeit einer Ehe sei eine große Verantwortung, sagte er am Donnerstag in einer Rede zu Beginn des kirchlichen Gerichtsjahrs im Vatikan. Zwar habe er selbst die Verfahren zur Feststellung einer Ehenichtigkeit erleichtert und verkürzt. Dies dürfe aber nicht missverstanden werden.
Die Richter müssten den Gläubigen helfen, die Wahrheit über ihre Ehe zu begreifen. Die Vereinfachung des Verfahrens solle keineswegs eine Nichtigkeit von Ehen fördern, sondern lediglich im Interesse der Betroffenen die Schnelligkeit der Verfahren begünstigen, betonte Franziskus.
Das Kirchenoberhaupt hatte 2015 die bis dahin vorgeschriebene Regel-Prüfung eines Ehe-Nichtigkeitsurteils durch eine zweite Instanz abgeschafft. Dies war in einigen Ländern so gedeutet worden, als ob es sich bei dem Verfahren nur noch um eine Formalität und um die Einführung einer "Scheidung auf katholisch" handeln würde.
Unterscheidung ist Verantwortung
Vor diesem Hintergrund betonte Franziskus: "Die Aufgabe des Richtens ist oft nicht einfach. Um zu einer moralischen Gewissheit über die Nichtigkeit zu gelangen (...), muss eine Unterscheidung getroffen werden (...). Eine solche Unterscheidung stellt eine große Verantwortung dar, die die Kirche Ihnen anvertraut, weil sie das Leben der Menschen und der Familien stark beeinflusst. Ihr müsst euch dieser Aufgabe mit Mut und Klarheit stellen."
Unter Verweis auf ein Zitat von Benedikt XVI. betonte Franziskus weiter: "Die Entscheidung über die Gültigkeit des Ehebandes ist ein komplexer Vorgang. Dabei dürfen wir nie vergessen, dass die Auslegung des Kirchenrechts immer im Licht der Wahrheit über die unauflösliche Ehe erfolgen muss."