Trotz des Massakers der Hamas in Israel am 7. Oktober wollen jüdische Jecken in Deutschland Karneval feiern. "Wir waren uns schnell einig, dass das Massaker nicht die Folge haben darf, dass wir Termine absagen. Dann hätten die Terroristen etwas erreicht", sagte der Sprecher des Kölner jüdischen Karnevalsvereins "Kölsche Kippa Köpp", Lorenz Beckhardt, dem Internetportal kirche-und-leben.de (Freitag).
"Natürlich war die Gemütslage gerade zu Beginn der Session am 11.11. nicht gut. Unser Präsident Aaron Knappstein wollte an dem Tag eigentlich nicht raus. Dann hat ihn aber Oberbürgermeisterin Henriette Reker gebeten, zu einem Empfang ins Rathaus zu kommen und dort auch eine Rede zu halten. Er hat deutlich gemacht, dass wir 'Kippa Köpp' die Solidarität der ganzen Karnevalsfamilie benötigen", betonte der Sprecher des Vereins, der den Angaben zufolge der einzige jüdische Karnevalsclub in Deutschland ist.
Beckhardt: "Politische Aussagen und Aufrufe sind wichtig"
Es habe sich gezeigt, dass die Jecken in Köln sehr solidarisch seien. "Wir erleben Rückhalt dort, wo wir selber richtig sind - im
Karneval", betonte Beckhardt. Außerhalb sei Rückhalt zu oft nicht spürbar oder sichtbar. "Politische Aussagen und Aufrufe sind wichtig."
Beckhardt hatte zuvor der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gesagt, dass die jüdischen Jecken kräftig mitfeiern würden "weil es zum Leben und Überleben gehört". Mit einem eigenen Wagen sei der Verein an Rosenmontag zwar noch nicht dabei, aber Präsident Aaron Knappstein werde auf dem Wagen eines Theaters mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) fahren.
"Kölsche Kippa Köpp" Nachfolger des "Kleinen Kölner Klubs"
Die "Kölschen Kippa Köpp" sehen sich in der Nachfolge des "Kleinen Kölner Klubs". Der Verein wurde 2017 gegründet und hat laut Beckhardt rund 50 aktive Mitglieder, darunter auch Aspiranten. Im März 2019 folgte die erste öffentliche Veranstaltung unter dem Motto "Falafel & Kölsch" in der Kölner Synagogen-Gemeinde. Seitdem gab es immer wieder Veranstaltungen, auch in dieser Session, aber auch Verlegungen von Stolpersteinen in Erinnerung an jüdische Karnevalsgrößen.