Geplante Autopsie führt zu Gewalt in Jerusalem

Strengreligiöse Juden gehen auf die Straße

Proteste gegen eine geplante Autopsie an der Leiche eines 13-Jährigen haben in Jerusalem für Straßensperrungen und Festnahmen gesorgt. Einer der Festgenommenen versuchte nach Polizeiangaben, einem Beamten die Waffe zu stehlen.

Israelische Polizei in Jerusalem / © Oren Ziv (dpa)
Israelische Polizei in Jerusalem / © Oren Ziv ( dpa )

Weitere Personen wurden am Abend bei dem Versuch verhaftet, in das zuständige gerichtsmedizinische Institut einzubrechen und die Leiche zu entführen. Laut hebräischsprachigen israelischen Medien starb der Junge in der Nacht zu Dienstag unter ungeklärten Umständen in seinem Haus in Beit Schemesch. Die Familie lehnt eine gerichtsmedizinische Untersuchung ab. Ein Gericht soll in dem Fall entscheiden.

Gewaltsame Proteste 

Die Demonstranten versammelten sich laut Polizei in einem mehrheitlich strengreligiös-jüdischen Stadtviertel im Jerusalemer Norden. Auch in der zentralisraelischen Stadt Beit Schemesch kam es demnach zu teils gewaltsamen Protesten, bei denen Beamte angegriffen, Feuer auf Straßen gelegt und zwei Busse beschädigt wurden. Laut Polizei bezeichneten die Demonstranten die Beamten als Nazis und Terroristen und forderten sie auf, nach Deutschland oder nach Gaza zu gehen.

Körper auch nach dem Tod heilig

Autopsien haben in der Vergangenheit wiederholt zu gewaltsamen Protesten strengreligiöser Juden geführt. Viele von ihnen lehnen die Untersuchung mit der Begründung ab, dass der menschliche Körper auch nach dem Tod heilig sei und nicht angetastet werden dürfe sowie dass sich die nach jüdischer Tradition unverzüglich durchzuführende Bestattung dadurch verzögere. Das jüdische Religionsrecht kennt Ausnahmen etwa bei Fällen, die in die Zuständigkeit der staatlichen Behörden fallen wie Tod durch Tötung oder Verdacht auf Tötung, Suizid oder Unfallverletzungen. Es muss jedoch eine zuständige rabbinische Behörde konsultiert werden.

Quelle:
KNA