DOMRADIO.DE: Der Dom steht, ist allerdings mit Gittern abgeschirmt. Ist es im absoluten Zentrum des Kölner Karnevals vielleicht zu gefährlich, den aufzulassen?
Domkapitular Dr. Dominik Meiering (Leitender Pfarrer der Kölner Innenstadtkirchen): Die heilige Teresa von Avila hat mal gesagt: 'Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn. Wenn fasten, dann fasten.' Also alles zu seiner Zeit. Die Menschen, die heute durch die Kölner Innenstadt gehen, wählen nicht zwischen Kirche oder Kneipe. Die meisten haben sich heute schon für die Kneipe entschieden.
Deshalb haben wir heute Morgen regulär die Kirchen zu den Gottesdiensten geöffnet, machen sie aber im Laufe des Tages auch wieder zu. Anders ginge es an vielen Orten gar nicht wie an der Herz-Jesu Kirche am Zülpicher Platz. Da wären wir schon froh, wenn keiner dran pinkelt.
DOMRADIO.DE: Sie haben für sich heute eine Mischkalkulation vorbereitet. Es geht erst zum karnevalistischen Gottesdienst der Malteser und danach ziehen sie um die Häuser?
Meiering: Auf den Gottesdienst freue ich mich schon sehr drauf. Das mache ich seit einigen Jahren so. Die Malteser feiern jedes Jahr an Weiberfastnacht morgens eine heilige Messe 'op Kölsch' und feiern anschließend ausgelassen.
Diese Gottesdienste 'op Kölsch' sind super besucht. Die Menschen machen mit und man spürt eine Frömmigkeit darin, die dem rheinischen Naturell entspricht. Kölsch, katholisch, karnevalistisch. Es geht um Lebensfreude. Davon hat der Rheinländer - Gott sei Dank - genug.
DOMRADIO.DE: Weit bekannt ist auch die traditionelle Vorabendmesse am Karnevalssamstag in Sankt Aposteln. Ist diese 'Mess op Kölsch' zu einhundert Prozent in Kölner Mundart?
Meiering: Das Hochgebet und einzelne Teile der Messe sind fest gefügt und auf Hochdeutsch. Aber für die Predigt, Lesungen und dergleichen wird die kölsche Muttersprache rausgeholt. Dazu kommen jedes Jahr Gäste von weit her, nicht nur aus dem Kölner Speckgürtel, um diesen Gottesdienst mitzuerleben. Die sagen uns immer, wie toll sie diesen Gottesdienst finden.
DOMRADIO.DE: Auch der Karnevalssonntag ist besonders hervorzuheben. In Köln ist es Usus, dass die Leute verkleidet in die reguläre Sonntagsmesse gehen.
Meiering: Ja klar. Ich finde das in Ordnung. Sonntagmorgens geht es erst in die Kirche und anschließend schaut man sich die Schull- und Veedelszöch (Anm. d. Red.: Der traditionelle gemeinsame Umzug von Karnevalsgruppen aus den Kölner Schulen und Stadtvierteln) an.
Wir haben in den Innenstadtkirchen auch schon sehr viele schöne Messen im Kostüm gefeiert, zum Beispiel mit den Kindern in Gereon oder in Agnes. Es macht Spaß, die überspringende Freude zu erleben und auch zurückzubekommen.
DOMRADIO.DE: Als was sind Sie heute verkleidet?
Meiering: Ich bin Regimentspfarrer beim 'treuen Husar' (Anm. d. Red.: Karnevalsgesellschaft Treuer Husar Blau-Gelb von 1925 e.V.). Wir stellen in diesem Jahr das Kölner Dreigestirn. Deswegen trage ich die Narrenkappe vom treuen Husar heute mit besonderem Stolz.
DOMRADIO.DE: Am Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei, was den Karneval angeht, aber in der Kirche beginnt die Fastenzeit. Was steht in den Innenstadtkirchen an?
Meiering: Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei, sondern es fängt alles noch mal neu an. Wir erwarten den Frühling. Es geht darum, aus der Kälte, der Dunkelheit und der Traurigkeit der Zeit in die Wärme, das Licht und die Freude des kommenden Osterfestes hineinzugehen. Da gehört der Karneval dazu. Ohne Aschermittwoch würde es keinen Karneval geben. 'Carne levare', das Fleisch geht oder 'Fastelovend', der Abend vor dem Fasten. Deshalb gehören beide Feste eng zueinander.
Wir laden am Aschermittwoch in die Kirchen und die vielen Gottesdienste ein, das Aschenkreuz zu empfangen. Das ist zusammen mit dem Blasius-Segen gewissermaßen das achte und neunte Sakrament in Köln. Damit wird bewusst in die neue Zeit der Vorbereitung auf das Osterfest eingetreten. Wir bereiten viele fantastische und schöne Angebote in der Fastenzeit vor. Einen Überblick gibt es auf unserer Internetseite (katholisch-in-koeln.de). Dort findet sich schon jetzt eine Übersicht. Von den Karnevalsgottesdiensten über den Aschermittwoch bis in die Fastenzeit.
Das Interview führte Verena Tröster.