DOMRADIO.DE: Wie geht es Ihnen? Sind Sie hungrig?
Beate Steger (Autorin und Pilgerexpertin): Ich muss es Ihnen gleich gestehen, Fastenpilgern ist nichts für mich. Ich bin den vierten Tag unterwegs und habe zwei Tage Fasten geschafft. Ich hatte solche Kopfschmerzen und Nackenverspannungen. Es ging mir elend, das muss ich wirklich sagen.
Ich habe zu Hause schon mal fünf Tage gefastet, wo ich gar nichts gegessen hatte, außer Brühe und Tees oder ähnliches. Aber dieses Mal hat es überhaupt nicht funktioniert.
Auch der Weg ist ziemlich schwierig. Ich hatte die ersten zwei Tage unheimlich viel Asphalt und lange Strecken bis 25 Kilometer. Es ging mir wirklich elend. Da stellte ich mir die Frage, weitergehen und essen oder aufhören? Ich habe mich für das Weitergehen und Essen entschieden.
DOMRADIO.DE: Es gibt viele professionelle Angebote, auch von Klöstern organisiertes Fastenpilgern. Hätte Ihnen ein begleitetes Fastenangebot geholfen?
Steger: Auf jeden Fall. Da wird zum einen weniger gelaufen. Die laufen keine 25 Kilometer, die pilgern nachmittags auf einem Weg von zehn, zwölf, manchmal auch 15 Kilometern. Ich will das nicht klein reden.
Aber außerdem sind sie auch rundum betreut. Die sind in einer Gruppe, da fasten mehrere zusammen, das motiviert vielleicht auch mehr.
Ich habe das alleine gemacht. Ich bin zwar mit einer Freundin unterwegs, aber sie hat von vornherein ausgeschlossen zu fasten. Ich habe mich, wenn sie gegessen hat, aber nicht dazu gesetzt. Das wäre doch zu viel gewesen. Aber vielleicht wäre das wirklich anders verlaufen.
DOMRADIO.DE: Bei den professionellen, begleiteten Angeboten gibt es oft auch sogenannte Bio-Fasten-Verpflegung, was auch nicht unbedingt preisgünstig ist.
Steger: Lebersäckchen kann man da auch haben. Man hat dabei immer wieder viel Ruhe. So etwas habe ich auch schon mal gemacht. Aber ich bin dabei nicht gelaufen. Man bekommt sehr viel Ruhe, Meditation, Entspannung, Massagen und ähnliches und dann wird noch gelaufen. Ich habe versucht das Fasten in meinen ganz normalen Pilger-Alltag zu integrieren. Das ist eben schiefgegangen.
DOMRADIO.DE: Wo sind Sie gerade und was hatten Sie geplant vorab?
Steger: Ich arbeite unter anderem freiberuflich für das Magazin "Der Pilger". Dafür soll ich einen Artikel über den Elisabethpfad schreiben. Da war der Plan, dass ich ein Stück dieses Elisabethpfades gehe. Der verläuft zum Teil parallel zum Jakobsweg von Eisenach, von der Wartburg bis nach Marburg zur Elisabethkirche. Der Plan war also, dass ich etwa 85 Kilometer, vier Tage mit unterwegs bin, um mir das anzuschauen. Das habe ich gemacht.
Dann dachte ich, ich kombiniere das mit dem Fasten, weil ich das sowieso mal wieder machen wollte. Ich dachte aber, das fällt mir leichter auf dem Weg zu fasten. Denn wenn ich zu Hause bin, ist immer Essen um einen herum. Ich dachte, beim Pilgern bin ich abgelenkt und gehe den ganzen Tag, entdecke ständig was Schönes, Neues und das lenkt mich vom Hunger ab. Das mit dem Fasten ist dabei bestimmt ganz einfach.
DOMRADIO.DE: Man sagt vom Pilgern, dabei kommt man zu sich selber. Vom Fasten sagt man das auch. Das heißt, Fastenpilgern müsste ja doppelt gut sein, oder?
Steger: Das müsste es. Vielleicht wäre es auch besser, wenn man das nicht gerade Mitte Februar macht. Die Bedingungen sind im Moment doch sehr schlecht. Nun waren es 25 Kilometer auf asphaltierten Fahrradwegen.
Das war schon mal enorm hart, muss ich sagen. Dann kam zum Schluss noch Dauerregen dazu und es war sehr kalt. Das hat überhaupt keinen Spaß gemacht. Da habe ich mir sowieso schon die Sinnfrage gestellt. Und wenn ich dabei noch nicht mal etwas zu Essen bekommen hätte, wäre das noch schlimmer gewesen.
DOMRADIO.DE: Wer viel wandert, braucht doch auch viele Kalorien.
Steger: Es ist tatsächlich so, dass man trotz einer längeren Pause vom Essen unglaubliche Sachen vollbringen kann. Ich habe mir das auch noch insofern anders vorgestellt, dass ich dachte, ich wäre dann viel leichter unterwegs. Aber ich wollte nicht komplett auf Essen verzichten.
Ich wollte wenigstens etwas Rohkost mitnehmen. Dann hatte ich Kohlrabi mit, Salatgurke und Paprika. Das hat zum Schluss fast zwei Kilo gewogen. Das heißt, mein Rucksack war noch viel schwerer, als er gewesen wäre, wenn ich nicht gefastet hätte. Vielleicht habe ich es auch einfach nur falsch angefangen und ich muss mich da noch mal richtig einlesen und einarbeiten, wie das wirklich geht.
DOMRADIO.DE: Denken Sie, als Jesus 40 Tage in der Wüste war, ist er auch viel gewandert?
Steger: Ich hoffe, er war schlauer als ich und hat schön meditierend irgendwo gesessen. Ich weiß es nicht. Meine nächste Fastenkur werde ich anders angehen. Die werde ich auf jeden Fall nochmal machen, weil meine Fastenkur zu Hause hat unheimlich viel bewirkt. Ich war nach der Fastenzeit in Polen in der Hohen Tatra unterwegs und bin dort gewandert. Ich hatte eine unglaubliche Energie.
Ich will das auf jeden Fall wiederholen. Aber das nächste Mal mache ich es wieder zu Hause im warmen Kämmerlein - von mir aus auch mit Leberwickel, den man sich auch selber machen kann - und nicht auf dem Elisabethpfad, da bin ich ganz sicher.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.