EKD-Synodenpräses sieht in Aufarbeitung eine Daueraufgabe

Kein Ende in Sicht

Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch wird aus Sicht der EKD-Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich für die Kirche eine nie abzuschließende Daueraufgabe sein. In der Forum-Studie sieht Heinrich für viele einen "Wachrüttler".

Studie zu Missbrauch in evangelischer Kirche / © Julian Stratenschulte (dpa)
Studie zu Missbrauch in evangelischer Kirche / © Julian Stratenschulte ( dpa )

"Für die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unseren Kirchen wird es keinen Endpunkt geben. Und das darf es auch nicht", sagte Heinrich im Interview des Portals katholisch.de (Freitag).

Forum-Studie für viele "ein Wachrüttler"

Die Forum-Studie zu sexuellem Missbrauch in der EKD und der Diakonie war laut Heinrich für viele in der Kirche "ein Wachrüttler, sich jetzt sehr intensiv mit den Ergebnissen und den notwendigen Konsequenzen auseinanderzusetzen". Seitdem habe es in vielen Gemeinden und Kirchenkreisen bereits eine Auseinandersetzung mit den Studienergebnissen gegeben, auch bei den anstehenden Frühjahrstagungen der Landessynoden sollen sie demnach thematisiert werden. 

Anna-Nicole Heinrich / © Jens Schulze (epd)
Anna-Nicole Heinrich / © Jens Schulze ( epd )

"Ich erwarte bis zum Ende des Jahres auf allen Ebenen unserer Kirche noch mehr Formate, in denen die Studie, ihre Befunde und daraus folgende Konsequenzen diskutiert werden", betonte Heinrich.

Missbrauch in der Evangelischen Kirche

Zudem erarbeite derzeit das schon 2022 in der EKD eingerichtete Beteiligungsforum aus Betroffenenvertretern und kirchlichen Beauftragten einen Zeitplan für Maßnahmen. Dieser solle im November der Synode der EKD zur Abstimmung vorgelegt werden, sagte Heinrich. "Diesen Prozess der Diskussion der Befunde und der Maßnahmenableitung werden wir über das ganze Jahr fortsetzen, auch unter Beteiligung der weiteren kirchenleitenden Gremien."

Die Ende Januar vorgestellte Forum-Studie eines großen Forschungsverbunds zu sexuellem Missbrauch hatte mindestens 1.259 mutmaßliche Täter und 2.225 Betroffene in den 20 Landeskirchen der EKD sowie der Diakonie festgestellt und von einer vermutlich noch sehr viel höheren Dunkelziffer gesprochen. Zudem hatte die Studie auf kirchliche Strukturen hingewiesen, die die Taten und deren Vertuschung begünstigt hätten.

Studienbefund keine Überraschung für Synodenpräses Heinrich

Der Befund, dass es nicht nur in der katholischen, sondern auch in der evangelischen Kirche zu Missbrauch kam, habe sie nicht überrascht, sagte Heinrich. 

"Ich persönlich war nie der Überzeugung, dass bei uns etwa aufgrund der Tatsache, dass es keinen Zölibat gibt, sexualisierte Gewalt nicht stattfinden kann. Und ich kenne auch niemanden in unserer Kirche, der sich ernsthaft mit der Thematik befasst und dieses Narrativ vertreten würde." 

MHG-Studie der Bischofskonferenz und ForuM-Studie der EKD

Die vor fünf Jahren veröffentlichte MHG-Studie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und die ForuM-Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche lassen sich nur bedingt miteinander vergleichen. Ziel ist es jeweils, Umfang und Strukturen des Missbrauchs in katholischer und evangelischer Kirche zu ermitteln. Die Kirchen sind auch Auftraggeber der Studien.

MHG-Studie / © Harald Oppitz (KNA)
MHG-Studie / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA