Elf Christen in Indien aus U-Haft entlassen

Vorwurf der Missionierung

Nach fünf Wochen in einem indischen Gefängnis sind ein katholischer Priester und zehn Protestanten aus der U-Haft entlassen worden. Der Vorwurf lautete Missionierung von Hindus. Ihnen drohten zehn Jahre Freiheitsstrafe.

Symbolbild Handschellen / © Svetliy (shutterstock)

Im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh sind elf inhaftierte Christen gegen Kaution vom zuständigen Richter von Barabanki freigelassen worden. 

Seit Anfang Februar in Untersuchungshaft

Die Gruppe, ein katholischer Priester und zehn Protestanten, befand sich seit Anfang Februar in Untersuchungshaft. Ihnen war der Versuch vorgeworfen worden, Hindus zum christlichen Glauben zu bekehren. 

Die Diözesan-Kathedrale St.-Philomena des Bistums Mysore in Indien.jpg / © Jagannathan Narayanan (shutterstock)
Die Diözesan-Kathedrale St.-Philomena des Bistums Mysore in Indien.jpg / © Jagannathan Narayanan ( shutterstock )

Bei einem Schuldspruch hätte ihnen eine bis zu zehnjährige Freiheitsstrafe gedroht. Der zuständige Ortsbischof von Lucknow, Gerald John Mathias, äußerte sich laut dem Portal "Matters India" (Dienstag) erleichtert.

Den Verhaftungen war eine Anzeige von Hindu-Nationalisten vorausgegangen, denen zufolge es im diözesanen "Navintha Pastoral Centre" ein Massen-Event zur Bekehrung von Hindus zum Christentum
gegeben habe. Der Beschwerdeführer Brijesh Kumar Vaishya warf den Veranstaltern vor, Hindus aus armen Dalit-Gemeinschaften zum Christentum zu locken.

Treffen bei einer Gebetsveranstaltung

Die Diözese Lucknow wies die Anschuldigung schon damals umgehend als völlig unbegründet zurück und erklärte, es hätten sich lediglich Menschen, die sich "Khrist Bhakts" (Nachfolger Christi) nennen und
den Lehren von Jesus Christus folgen, aber nicht zum Christentum konvertiert seien, zu einer Gebetsveranstaltung getroffen. 

Messe in einer Kirche in Chunakhali, Westbengalen, Indien / © Zvonimir Atletic (shutterstock)
Messe in einer Kirche in Chunakhali, Westbengalen, Indien / © Zvonimir Atletic ( shutterstock )

Bei dem Treffen sei niemand übergetreten oder aufgefordert worden, Christ zu werden. Der beschuldigte katholische Pfarrer Dominic Pinto, Direktor des diözesanen Zentrums, habe an der Versammlung gar nicht teilgenommen, sondern nur den Raum zur Verfügung gestellt.

Uttar Pradesh, Indiens bevölkerungsreichster Bundesstaat mit mehr als 240 Millionen Einwohnern, wird von der hindunationalistischen "Indischen Volkspartei" (BJP) regiert, die mit Narendra Modi auch den
indischen Ministerpräsidenten stellt. 

Fundament der BJP ist die Hindutva-Ideologie

Fundament der BJP ist die Hindutva-Ideologie, nach der alle Inder Hindus sind. Indische Christen und Muslime gelten als Anhänger fremdländischer Religionen, die aus Gewohnheit oder Egoismus nicht akzeptieren wollen, dass sie eigentlich Hindus sind.

Die Schikanierung und Repression von Christen hat zuletzt stark zugenommen; "Matters India" berichtet von 39 Christen, die im Januar und Februar allein in Uttar Pradesh wegen angeblicher Verletzung des
strengen Antikonversionsgesetzes des Staates in Untersuchungshaft genommen wurden. Der Antrag von Pater Pinto auf Kaution sei dreimal verschoben worden, zuletzt am 1. März.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA