Fünf Menschen wurden bei Religionskonflikt in Indien getötet

Wieder Gewalt gegen religiöse Minderheit

Die Serie hindu-nationalistischer Gewalt gegen Andersgläubige in Indien hat sich fortgesetzt. Bei Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslimen beim Abriss einer Koranschule wurden nun fünf Menschen getötet und viele weitere verletzt.

Anhänger des hindu-nationalistischen Welt-Hindu-Rats VHP feiern am 20. Dezember 2014 im indischen Kalkutta das 70-Jährige Bestehen der Organisation. Übergriffe und Provokationen gegen Christen und Muslime seitens von Anhängern der VHP sind keine Seltenheit. / © arindambanerjee (shutterstock)
Anhänger des hindu-nationalistischen Welt-Hindu-Rats VHP feiern am 20. Dezember 2014 im indischen Kalkutta das 70-Jährige Bestehen der Organisation. Übergriffe und Provokationen gegen Christen und Muslime seitens von Anhängern der VHP sind keine Seltenheit. / © arindambanerjee ( shutterstock )

Die Behörden des Bundesstaates Uttarakhand hätten den Abriss der Schule mit der Begründung erlaubt, sie sei ohne Baugenehmigung errichtet worden, berichteten indische Medien am Samstag. Die Polizei habe Ermittlungen gegen fünf namentlich bekannte mutmaßliche Täter und weitere 5.000 unbekannte Personen eingeleitet. 

Der Fall in Uttarakhand ist der jüngste einer Welle von Abrissen islamisch genutzter Gebäude. Hindu-nationalistische Gruppen haben ihre Gewaltkampagne gegen Muslime und auch Christen seit dem Machtantritt ihres Premierministers Narendra Modi vor einem Jahrzehnt weiter vorangetrieben. 

Tempeleinweihung soll Hinduextremisten zu Gewalt ermutigt haben

Politischen Beobachtern zufolge wurden die Hinduextremisten durch die Einweihung des Tempels für den Hindugott Ram in der Stadt Ayodhya durch Modi im Januar dazu weiter ermutigt. Der Ram-Tempel war auf dem Grund einer historischen Moschee errichtet worden, der im Dezember 1992 von Zehntausenden Hindus zerstört wurde. 

Narendra Modi bei der Einweihung des Rama-Heiligtums / © Pib /Press Information (dpa)
Narendra Modi bei der Einweihung des Rama-Heiligtums / © Pib /Press Information ( dpa )

Der gewaltsame Abriss der Moschee löste in Indien weitere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2.000 Menschen ums Leben kamen. Ende Januar erlaubte der Oberste Gerichtshof Hindus, in einer historischen Moschee in Varanasi zu beten. 

Die Stadt ist den Hindus heilig. Laut einem archäologischen Gutachten soll auch diese Moschee von den islamischen Mogul-Kaisern anstelle eines Hindutempels erbaut worden sein. 

Modi sichert sich Hindu-Wählerschaft durch Provokationen gegen Andersgläubige

Im April und Mai 2024 wählt Indien in mehreren Stufen ein neues Parlament. Premierminister Modi, Kopf der "Indischen Volkspartei" (BJP), strebt eine dritte Amtszeit an. 

Im beginnenden Wahlkampf wird deutlich, dass Modi und seine Partei verstärkt zur Sicherung der hinduistischen Wählerschaft auf Provokationen gegen Christen und Muslime setzen.

Religionen in Indien

Indien ist der größte Staat Südasiens und flächenmäßig mehr als neunmal so groß wie Deutschland. In den 29 Bundesstaaten und sieben Territorien leben inzwischen mehr als 1,3 Milliarden Menschen, und die Bevölkerung wächst weiter stark. Fast 30 Prozent sind jünger als 15.

Weihnachten in Indien: Nationalfeiertag, auch wenn Christen in der Unterzahl sind / © Channi Anand (dpa)
Weihnachten in Indien: Nationalfeiertag, auch wenn Christen in der Unterzahl sind / © Channi Anand ( dpa )
Quelle:
KNA