Mob treibt indische Christinnen nackt durch die Straße

Vater und Bruder bei Hilfsversuch getötet

Ein hinduistischer Mob trieb zwei Frauen der christlichen Minderheit Manipurs nackt durch die Straße. Es kam zu mindestens einer Gruppenvergewaltigung und zwei Morden. Indiens Premierminister Modi äußert sich erstmals zum Konflikt.

Indische Christen der Malajalam-sprechenden Gemeinde feiern am Palmsonntag Messe in der Grotte von Gethsemane am 9. April 2022 in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Indische Christen der Malajalam-sprechenden Gemeinde feiern am Palmsonntag Messe in der Grotte von Gethsemane am 9. April 2022 in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Ein Video über eine Zurschaustellung von Frauen durch einen hinduistischen Mob wirft ein neues grelles Schlaglicht auf den ethnischen Konflikt im indischen Bundesstaat Manipur.

Indiens Oberstes Gericht forderte strenge Strafe gegen die Täter, nachdem das Video in Sozialen Medien viral ging, wie der asiatische Pressedienst Ucanews am Donnerstag berichtete.

Bruder und Vater der Frau bei Hilfsversuch getötet

Zu sehen ist ein Männer-Mob, der zwei Frauen der christlichen Minderheit nackt durch die Straßen treibt.

Laut der christlichen Hilfsorganisation Open Doors wurden der Bruder und der Vater der jüngeren der beiden Frauen, beim Versuch, dieser zu helfen, getötet.

Modi äußert sich erstmals seit Ausbruch der Gewalt

Auch der hindu-nationalistische Premierminister Narendra Modi fühlte sich bemüßigt, sich erstmals seit Ausbruch der Gewalt vor zweieinhalb Monaten zu dem Konflikt in Manipur zu äußern.

Zerstörte Häuser und ausgebrannte Autos im Juni 2023 in einem Dorf im indischen Manipur / © Open Source/Handout (KNA)
Zerstörte Häuser und ausgebrannte Autos im Juni 2023 in einem Dorf im indischen Manipur / © Open Source/Handout ( KNA )

"Die Schuldigen werden nicht davonkommen. Was den Töchtern von Manipur widerfahren ist, kann niemals vergeben werden", sagte Modi am Donnerstag indischen Medien.

Die Polizei ermittelt. Offenbar gab es nun bereits erste Festnahmen.

Mindestens ein Opfer erlitt eine Gruppenvergewaltigung

Laut Polizeiangaben gehören die Frauen der überwiegend christlichen Bevölkerungsgruppe der Kuki an. Mindestens eine von ihnen sei Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden.

Der Oberste Richter D. Y. Chandrachud sagte laut Ucanews, es sei zutiefst beunruhigend, dass Frauen in gesellschaftlichen Konflikten mit sexueller Gewalt instrumentalisiert würden. Dies sei gröbste Menschenrechtsverletzung.

Das höchste Gericht forderte die Regionalregierung von Manipur auf, es über alle Schritte zu informieren, um die Täter der Justiz zuzuführen.

Beispiellose Gewalt in ethnischem Konflikt in Manipur

Seit Anfang Mai kommt es in Manipur zu beispielloser Gewalt zwischen der hinduistischen Bevölkerungsmehrheit der Meitei und der überwiegend christlichen Minderheit der Kuki.

Der Konflikt forderte bislang mehr als 150 Todesopfer. Etwa 50.000 Menschen wurden vertrieben und Tausende Häuser niedergebrannt, darunter mehr als 200 Kirchen.

Manipur wird von Modis hindu-nationalistischer Indischer Volkspartei (BJP) regiert.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
DR , KNA