Zum 11. Jahrestag seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche bekommt Papst Franziskus Glückwunsche aus Moskau. Die russische Botschaft beim Heiligen Stuhl würdigte ihn am Mittwoch auf der Online-Plattform X als "wahren und aufrichtigen Verfechter von Humanismus, Frieden und traditionellen Werten". Franziskus sei "einer der wenigen politischen Führer mit einer wirklich strategischen Sichtweise auf globale Probleme".
Das Lob aus Russland folgt nach umstrittenen Aussagen des Papstes zum Ukraine-Krieg. In einem Interview des Schweizer Fernsehens hatte er der Ukraine "Mut zur weißen Fahne" und zu Verhandlungen unter internationaler Vermittlung nahegelegt. Viele verstanden dies als Aufruf zur Kapitulation. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte später, Franziskus habe "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben" wollen.
Verstimmungen auf diplomatischer Ebene
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin stellte im Nachgang klar: Die erste Bedingung für Frieden sei "die Beendigung der Aggression". Der Chefdiplomat des Papstes gab überdies zu bedenken, dass sich der Ukraine-Krieg ausweiten und noch mehr Tod und Zerstörung bringen könne. Das Risiko einer atomaren Eskalation sei vorhanden. Auch deshalb dringe der Heilige Stuhl auf eine Verhandlungslösung.
Das Franziskus-Interview führte zu Verstimmungen auf diplomatischer Ebene. Zahlreiche Regierungen meldeten sich zu Wort und übten Kritik. Am Montag bestellte das ukrainische Außenministerium den Papstbotschafter in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, ein. Der Apostolische Nuntius wurde förmlich darüber informiert, dass die Ukraine von den Worten des Papstes "enttäuscht" sei.