"Touristenseelsorge" auf Texel wird zur "Urlaubsseelsorge"

"Es soll einladender werden"

Seit über 50 Jahren gibt es die Touristenseelsorge auf der niederländischen Urlaubsinsel Texel. Pfarrer Bernd Wolharn fährt in diesem Sommer mit neuem Logo und unter dem Begriff Urlaubsseelsorge wieder dorthin. Das hat gute Gründe.

Dünenlandschaft auf Texel / © Jan van der Wolf (shutterstock)
Dünenlandschaft auf Texel / © Jan van der Wolf ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Vom 27. Juni bis 25. August sind Sie mit drei Teams wieder auf Texel. Dann aber nicht mehr als die Touristenseelsorge. Sie haben dem Kind einen neuen Namen gegeben. Warum sind Sie nun die Urlaubsseelsorge? 

Pfarrer Bernd Wolharn (Domvikar und Cityseelsorger aus dem Bistum Essen): Wir waren seit über 50 Jahren mit dem Begriff Touristenseelsorge unterwegs und es gab Diskussionen, ob man das Kind noch mal umbenennt, weil wir tatsächlich glauben, dass Urlaub etwas ist, was sehr positiv belegt ist und viele Menschen damit etwas Gutes verbinden. 

Domvikar Bernd Wolharn / © Oliver Müller (Bistum Essen)
Domvikar Bernd Wolharn / © Oliver Müller ( Bistum Essen )

Tourist, Touristin hört sich sehr technisch an und wir haben noch nie auf Texel erlebt, dass jemand von sich gesagt hat "ich bin hier Tourist", aber "ich mache hier Urlaub, ich bin mit der Familie, mit Freunden hier im Urlaub", und deshalb haben wir die Touristenseelsorge nach all den Jahren umbenannt und glauben, dass Urlaubsseelsorge einladender ist. Und wir hoffen, dass viele Menschen das ähnlich empfinden wie wir. 

DOMRADIO.DE: Sie haben in den sozialen Medien schon Reaktionen bekommen auf diese Namensänderung. Was sagen die Leute? 

Wolharn: Es gibt natürlich Kritiker, die fragen: Warum habt ihr das nach all den Jahren umbenannt, die gute alte Touristenseelsorge? Aber es gibt viel mehr Menschen, die "Daumen hoch" machen und sagen, das war gut an dieser Stelle eine Veränderung zu setzen. Und ich glaube tatsächlich, dass das einladender ist und ein positives Gefühl vermittelt. 

DOMRADIO.DE: Schauen wir mal auf die Inhalte der Urlaubseelsorge 2024. Auch da haben Sie ja Rückmeldungen bekommen. Was wünschen sich die Menschen von Ihnen auf Texel? 

Wolharn: Urlaubsseelsorge ist der neue Begriff und die Inhalte, die wir all die Jahre schon pflegen und die den Leuten so wichtig sind, bleiben. Ich denke da vor allem an das Strandsingen, was ganz viele Leute mögen und tatsächlich schon in der x-ten Generation wahrnehmen. 

Hermvorde Kerk auf Texel / © Wut_Moppie (shutterstock)

Ich merke, dass das Bedürfnis nach Gottesdiensten gewachsen ist, auch nach spirituellen Impulsen. Wir gehen mittlerweile raus aus unseren Kirchen und suchen an vielen unterschiedlichen Stellen auf der Insel Orte, wo wir miteinander Gottesdienst feiern können. Das kommt bei den Urlauberinnen und Urlaubern sehr gut an. 

Im letzten Jahr, kann ich mich erinnern, gab es von einem Team eine Buchhändlerin, die zum Beispiel einen Impuls gesetzt hat und es gab eine Bücherwanderung. Also auch das ist tatsächlich insofern noch mal neu und stark, wenn die Menschen, die dort Urlaub machen, selber noch mal mit ihren Ideen kommen, die einbringen und unser Angebot zu ihrem machen. Und das finde ich eine schöne neue Bewegung. 

DOMRADIO.DE: In drei Monaten geht es los, ist also noch viel Zeit für die ganz konkrete Planung. Wie viel von dem, was Sie auf Texel tatsächlich anbieten, entsteht auch spontan und kurzfristig?

Wolharn: Also ich glaube, dafür braucht es auf jeden Fall Raum. Also ich finde, wenn wir tatsächlich nur unser Programm durchziehen, dann wird es den Menschen vor Ort nicht gerecht. Und deshalb glaube ich, dass es so was wie den weißen Fleck geben sollte um mit denen, die vor Ort sind, spontan zu überlegen, was man tun könnte. Gerade wenn man mit Kindern und Familien unterwegs ist, passiert das ganz oft, dass es spontane Ideen gibt, wo Leute sagen: lass uns das mal machen. Dafür sollte es Raum geben. 

Wohnwagen der Touristenseelsorge auf Texel / © Nadine Vogelsberg (KNA)
Wohnwagen der Touristenseelsorge auf Texel / © Nadine Vogelsberg ( KNA )

DOMRADIO.DE: Dann ist ja der Wohnwagen natürlich auch ihr Markenzeichen auf Texel. Wird der auch wieder dabei sein?

Wolharn: Tatsächlich ist es so, dass unser rot-gelbes Plakat verschwinden wird und mit der Urlaubsseelsorge ein neues Logo entstehen wird. Wir haben immer eine große Fahne am Wohnwagen als Signal hängen. Auch das wird jetzt geändert. Aber der Inhalt bleibt in der Kontinuität bestehen. Es gibt ganz viele Bücher und Spiele, damit der Urlaub auf der Insel tatsächlich ein guter Urlaub wird. Es gibt den Kaffee, es gibt das Bierchen am Wohnwagen, also das wird bleiben und wir freuen uns jetzt schon. Wir freuen uns auf Urlauberinnen und Urlauber. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR