Diakonie-Präsident sieht Pflege auf der Kippe

Hilfen für pflegende Angehörige

Pflegebedürftige in Deutschland fühlten sie immer häufiger als Ballast, warnt die Diakonie. Das System der Pflege stehe auf der Kippe. Die Diakonie bringt aber Vorschläge, was man gegen einen Kollaps des Pflegesystems tun könnte.

Mobile Altenpflege / © Julia Steinbrecht (KNA)
Mobile Altenpflege / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der evangelische Wohlfahrtsverband Diakonie sieht das Pflegesystem in Deutschland auf der Kippe. Um gegenzusteuern, fordertder neue Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch mehr Hilfen für pflegende Angehörige. "Mit Blick auf die ambulante Pflege stellen wir fest, dass es wegen des Fachkräftemangels zunehmend schwieriger wird, adäquate Pflege zu gewährleisten. Deswegen müssen wir darauf setzen, dass Familien umfangreiche Unterstützungs-Settings vorfinden", sagte Schuch der "Ärzte Zeitung" (Donnerstag).

Kollabiere die häusliche Pflege, breche das gesamte Pflegesystem zusammen, warnte Schuch. In Deutschland werden mehr als 80 Prozent der knapp fünf Millionen Pflegebedürftigen zu Hause versorgt – rund 3,1 Millionen von Angehörigen oder Freunden.

Finanzielle Überforderung der Pflegebedürftigen

In der stationären Pflege brauche es eine Umstellung des Finanzierungssystems, um pflegebedürftige Menschen bei steigenden Eigenanteilen zu entlasten, sagte Schuch. "Die Pflege muss über die Pflegeversicherung bezahlt werden, und es muss einen festen Anteil geben, den die Pflegebedürftigen zu erbringen haben." Eine "Spirale nach oben, die zu finanzieller Überforderung führt", müsse verhindert werden.

"Wenn man sich in allen Bereichen überfordert fühlt in der Pflege, auch finanziell, ist das ein katastrophales Signal, was wir an die Menschen senden", sagte der Diakonie-Präsident. "Sie fühlen sich wie Ballast. Für die Familie, für das Pflegesystem." Dieses Problem verschärfe sich immer mehr.

Diakonie Deutschland

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Sie versteht ihren Auftrag als gelebte Nächstenliebe und setzt sich für Menschen ein, die am Rande der Gesellschaft stehen, die auf Hilfe angewiesen oder benachteiligt sind. Neben dieser Hilfe versteht sie sich als Anwältin der Schwachen und benennt öffentlich die Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft. Diese Aufgabe nimmt sie gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege wahr.

Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger (shutterstock)
Diakonie (Symbolbild) / © Tobias Arhelger ( shutterstock )
Quelle:
KNA