Wenige Gläubige feiern orthodoxes Osterfest in Jerusalem

Pilger bleiben fern

Ein arabisches Bild für Gedränge sagt: Wenn man Salz in die Luft würfe, es fiele nicht auf den Boden. Anders als früher war am orthodoxen Gründonnerstag 2024 viel Platz für Salz. Auch bangen viele um das "Heilige Feuer".

Autor/in:
Andrea Krogmann
Menschenleerer Platz vor Grabeskirche  / © Andrea Krogmann (KNA)
Menschenleerer Platz vor Grabeskirche / © Andrea Krogmann ( KNA )

Mit deutlich weniger Gläubigen haben die orthodoxen Kirchen in Jerusalem die Feiern zum Gründonnerstag begonnen. Auf dem fast menschenleeren Vorplatz der Grabeskirche feierte der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. nach alter Tradition die Liturgie der Fußwaschung.

Theophilos III. / © Harald Oppitz (KNA)
Theophilos III. / © Harald Oppitz ( KNA )

Aufgrund der unterschiedlichen Kalenderrechnungen feiern die Ostkirchen in diesem Jahr das Osterfest erst am 5. Mai. In den zahlreichen Kirchen Jerusalems werden bis zum Abend Fußwaschungs-Gottesdienste nach den unterschiedlichsten Riten gefeiert.

Liturgie des "Heiligen Feuers" als Höhepunkt

Als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern gilt die über 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag. Dabei entzündet sich nach orthodoxem Volksglauben auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle. Das Feuer wird anschließend an die Menschen in der Kirche und in den Altstadtgassen weitergereicht sowie mit Sonderflügen in verschiedene Länder gebracht.

"Heiliges Feuer" in der Grabeskirche / © Andrea Krogmann (KNA)
"Heiliges Feuer" in der Grabeskirche / © Andrea Krogmann ( KNA )

Die Polizei hat die Zahl der Teilnehmenden am Heiligen Feuer in diesem Jahr auf 4.200 Personen beschränkt, davon 2.700 in der Grabeskirche. Angaben zur Zahl der Einsatzkräfte, die in früheren Jahren bei rund 2.000 lag, machte die Polizei nicht. Es wird erwartet, dass sie die Zugänge zum christlichen Altstadtviertel bereits ab der Nacht zu Samstag abriegelt und nur Personen mit Einlasskarten Zutritt gewährt.

Erstmals haben die Kirchen in diesem Jahr offenbar einer polizeilichen Beschränkung zugestimmt, wie aus einem Schreiben des gemeinsamen technischen Büros der Grabeskirche vom 18. April hervorgeht. Allerdings hatten die Kirchen dem unterzeichnenden Ingenieur, Theo Metropoulos, in der Vergangenheit die Autorität in dieser Frage abgesprochen. Zugleich hieß es aus Kirchenkreisen, die Nachfrage nach Einlasskarten sei in diesem Jahr eher gering.

Einbruch bei Tourismus und Pilgerwesen

Hintergrund ist möglicherweise der seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober und dem Krieg am Gazastreifen fast vollständige Einbruch bei Tourismus und Pilgerwesen.

Grabeskirche in Jerusalem / © Sebastian Scheiner (dpa)
Grabeskirche in Jerusalem / © Sebastian Scheiner ( dpa )

In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt Streit um die Teilnehmerzahlen an der Feier gegeben. Kirchen und palästinensische Vertreter kritisierten jede Beschränkung als Eingriff in die Religionsfreiheit. 2022 hatten die Kirchen vor dem obersten israelischen Gericht zwar nicht die vor der Pandemie üblichen 10.000 Teilnehmer in der Kirche erstritten, immerhin aber 4.000 statt der polizeilichen 1.800. Auch 2023 hatte die von der Polizei zugelassene Höchstzahl von 1.800 Personen in der Grabeskirche sowie weiteren 1.000 auf den umliegenden Dächern für scharfe Kritik der Kirchen gesorgt.

Die Polizei begründet die Einschränkungen mit der Sicherheit der Feiernden sowie fehlenden Notausgängen in der Kirche. Im April 2021 waren bei Feiern des jüdischen Lag beOmer-Fests im nordisraelischen Meron 45 Menschen getötet worden, als eine Panik unter den Zehntausenden Feiernden ausbrach. 

Grabeskirche in Jerusalem

Grabeskirche in Jerusalem (epd)
Grabeskirche in Jerusalem / ( epd )

Die Grabeskirche  im christlichen Viertel in der Jerusalemer Altstadt wurde ursprünglich 325 nach Christus unter Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, erbaut. Sie soll sich der Überlieferung nach an der Stelle befinden, wo Christus nach seinem Tod am Kreuz beerdigt wurde und wieder auferstand. 

 

Quelle:
KNA