Bei seiner Jahreskonferenz im April stimmten 90,6 Prozent der Delegierten dieses Gemeindebundes für diesen Schritt. "Das Christusforum Deutschland ist seit 1980 eine eigenständige Gruppe im Bund", sagt der Präsident des Bunds Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), Michael Noss, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Ende nach 80 Jahren gemeinsamen Wegs
1941 hatten sich Baptisten und Brüdergemeinden in Deutschland unter dem Druck der Nationalsozialisten zusammengeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb dieser Zusammenschluss bestehen. "Man hatte in der größeren Einheit auch einen geistlichen Schritt gesehen", sagt Noss. "Deswegen schmerzt es, dass nach über 80 Jahren nun das Christusforum eine Eigenständigkeit anstrebt."
Während der jüngsten Bundesratstagung des BEFG, die Anfang Mai in Kassel stattfand, nannte CFD-Vorstandsmitglied Veit Claesberg die Kreuzestheologie und sexualethische Fragen als Beispiele für theologische Unterschiede: "Wir merken, dass wir theologisch anders ticken, anders aufgestellt sind und ein anderes Leitungsverständnis haben." Wie Noss gegenüber der KNA sagte, bezögen sich die sexualethischen Unterschiede vor allem auf den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren und queeren Menschen. Dort vertrete das Christusforum "rigorosere und eher ausgrenzende Einstellungen".
Sexualethik ist hier auch der Trennungsgrund
Womit die Sexualethik einige Jahre nach den Diskussionen in den evangelischen Landeskirchen nun auch die Freikirchen aufwühlt: Auch die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche hat bekanntlich erst kürzlich eine Kirchenspaltung erlebt, die sich wesentlich auf die Frage des Umgangs mit gleichgeschlechtlich lebenden Menschen zurückführen lässt.
"Der baptistische Ansatz ist eher von Religionsfreiheit und freiheitlichem Denken geprägt", sagte Noss der KNA. Er könne gut verstehen, dass es Menschen gebe, die offener sind und die geschlossener sind. "Aber Liberale und Konservative gehören als unterschiedliche Stimmen in einen Chor - uns fehlt da künftig einfach eine Stimme."
Allerdings verließen wohl nicht alle Brüdergemeinden den Bund. Es hätten trotz des Ergebnisses von 90,6 Prozent auch nicht alle Delegierten des Christusforums für die Körperschaftsrechte gestimmt. "Und heute die Körperschaftsrechte zu beantragen, heißt ja auch nicht, dass man sie heute oder morgen kriegt", sagt Noss. "Das kann gut und gerne fünf bis zehn Jahre dauern, bis sich dort etwas tut."