Trotz aller bestehenden Unterschiede zwischen beiden christlichen Traditionen solle man "versuchen, mit ihnen Verbindungen echter Geschwisterlichkeit" zu schaffen, sagte er am Freitag vor der Vollversammlung des vatikanischen Ökumenerates im Vatikan. Das gehe am besten durch gemeinsames Gebet, Bibellesung, Dienst am Nächsten, Verkündigung des Evangeliums und die Verteidigung der Menschenwürde. All dies sei jetzt schon möglich.
Vielerorts sei das Miteinander von Katholiken und spontan entstehenden Pfingstgemeinden um einen charismatischen Prediger herum nicht einfach, räumte der Papst ein. Die Tatsache, dass viele Katholiken sich von den charismatischen Freikirchen angezogen fühlten, müsse der katholischen Kirche zu denken geben. Und auch wenn beide Konfessionen ihren Glauben oft sehr unterschiedlich lebten, sollten beide Seiten genau hinschauen und voneinander lernen.
Vorurteile überwinden
Katholiken könnten von Pfingstlern und Evangelikalen etwas von der Art des Gotteslobes und des Glaubenszeugnisses annehmen. Umgekehrt sollten die oft jungen Bewegungen ihre Vorurteile gegenüber den historischen Kirchen wie der katholischen überwinden. Es gelte anzuerkennen, dass durch die Nachfolge seit den Aposteln der Schatz des Evangeliums treu bewahrt und Gottes lebendiger Geist "nicht gelöscht oder erstickt worden" sei. Für die katholische Kirche gelte es, "sich auf das Risiko wachsender Einheit einzulassen: mit treuem kirchlichem Gehorsam und ohne den Geist auszulöschen".
Auf seiner diesjährigen Vollversammlung befasst sich der Päpstliche Rat für die Einheit der Christen mit dem Phänomen der sogenannten Freikirchen. Das Motto des Treffens unter Leitung des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch lautet: "Pfingstler, Charismatiker und Evangelikale: ihr Einfluss auf das Konzept (kirchlicher) Einheit".